Der Norden und die Mitte von Bali
Sonnenuntergang bei Lovina
Wasserfälle bei Git Git
Wasserfälle bei Git Git
Zeremonie in einem Familientempel in Git Git
Ganz normaler Straßenverkehr
Pura (Tempel) Ulun Danu Bratan
Auf dem Weg zu einem Wasserfall bei Ubud
In den Reisfeldern im Norden von Ubud
Lovina
Wir sind von dem Hotel, in dem wir an der Einweihungszeremonie teilnehmen konnten (s. letzter Post) in einem Rutsch in den Norden von Bali, nach Lovina gefahren. Das sind rund 100 km einmal quer über die Insel. Wir konnten einen jungen Taxi-Fahrer buchen, der aus der Gegend stammt und die Tour dazu nutzte, seine Familie zu besuchen. Gerne hätte er uns auch die Gegendvon Lovina als Guide gezeigt, aber wir wollten erst einmal die Möglichkeiten auf eigene Faust erkunden.
Die Fahrt ging einmal hoch in die Berge und dann wieder runter an die Küste. Gleich hinter Bedugul (dort befindet sich ein Tempel an einem schönen See), sieht man sehr viele Affen an der Straße.
Viele Affenfamilien am Straßenrand.
Wenn man Glück hat, kann man auch sehen, wie die kleinen Affen gemacht werden ;-)
Da die Fahrt insgesamt 4 Stunden dauern sollte (100 km auf Bali sind nicht mit einer Autobahn in Europa vergleichbar), machten wir eine Rast, bei der wir Tee und Kaffee (copi) auf einer Plantage verkosten konnten. Wir haben gelernt, dass es hier den Kaffee Arabica gibt, den die Holländer im 18. Jahrhundert eingeführt haben, aber auch den Bali-Kaffee (Kopi Bali), der sich gegenüber dem niedrigen Arabica-Strauch durch seine hochwachsende Form auszeichnet, dadurch natürlich auch komplizierter zu ernten ist. Wir kannten schon im Vorfeld aus Beschreibungen den Luwuk-Kaffee. Kopi Luwak ist die Bezeichnung für eine spezielle Form von Kaffee, salopp „Katzenkaffee“ genannt, der ursprünglich aus halb verdauten Kaffeebohnen in Exkrementen von in freier Wildbahn lebenden Fleckenmusangs (Schleichkatzen) hergestellt wurde (mehr unter: Kopi Kaffee und Tee)
Die Tiere fressen die Früchte, können aber nur das Fruchtfleisch verdauen und scheiden die Bohnen wieder aus, die dann eingesammelt und weiter verarbeitet werden. An sich eine Spezialität, für die teilweise in Europa mehr als 800 € pro Kilo bezahlt wird. Leider werden die Tiere heute zumeist in engen Käfigen gehalten und bekommen ausschließlich Kaffeebohnen zu essen, eine Tierquälerei.
Wir haben dann Bali-Kaffee, gemischt mit Vanille gekauft, der uns bei der Verkostung gut geschmeckt hat.
Insgesamt konnten wir ein Dutzend Kaffee- und Teesorten verköstigen.
Schleichkatze in ihrem Käfig.
Angeblich wird sie abends herausgelassen, um dann Kaffeebohnen essen zu können
Lovina
Wenn man auf Bali den Ort "Lovina" hört, dann gibt es v. a. eine Aktivität, die genannt wird: Delphine schauen. Das wollten wir natürlich auch, es wurde sogar angeboten, mit ihnen zu schwimmen. In den Bewertungen auf booking.com hatten wir gelesen, dass das Hotel, das wir uns ausgesucht hatten, einem sofort eine überteuerte Delphintour anbietet, also hatten wir uns im Vorfeld erkundet, was diese kosten und lehnten es ab, gleich am kommenden Tag eine Tour zu buchen, wir wollten erst einmal selber schauen, was es so gibt. Das Hotel hatte ein bisschen Shining-Feeling. Wir waren die einzigen Gäste und die große Halle, in der es einen Swimming-Pool mit Wasserfall, einen Billiardtisch, eine Tischtennisplatte und eine Bar gab, hatten wir ganz für uns alleine.
Als wir im Hotel ankamen, saß eine Runde von Frauen in einem Kreis und sangen im Rahmen eines muslimischen Gottesdienstes. Ganz in der Nähe des Hotels gab es eine Moschee. In den Bewertungen hatten wir gelesen, dass es etwas nervt, morgens den Muezin zu hören, aber wir gingen davon aus, dass wir uns nicht gestört fühlen werden, hatten wir doch in der Türkei in Instanbul, Göreme und Ankara gewohnt und in Ankara sogar neben einer großen Moschee. Pünktlich um fünf Uhr morgens haben dann 3 Muezine aus verschiedenen Richtungen singend den Koran vorgetragen und jedes Mal wurden wir geweckt. Das half uns v. a. am zweiten Tag, an dem wir die Delphintour gebucht hatten (s. u.).
Leuchtende Algen
Vor der Delphintour hatten wir abends die Möglichkeit, leuchtende Algen sehen zu können.
Nach dem Sonnenuntergang konnten wir durch leuchtende Algen schwimmen
Leuchtende Algen (Quelle: https://mrxbalitours.com/plankton-lovina/)
Die leuchtenden Algen gab es nicht am Strand wie auf dem Foto oben, wir mussten mit einem Boot hinausfahren, dann mit Schnorchel und Taucherbrille ins Wasser springen und kräftig strampeln, aber es war ein unbeschreibliches Gefühl, den "Sternenhimmel" um einen herum im Wasser zu sehen.
Natürlich hatte ich als Biologe ein Interesse an dem Namen der Algen. Eine kurze Internet-Recherche zeigte mir, dass das Leuchten durch die Biolumineszens von Dinoflagellaten der Gattungen Noctiluca und Pyrocystis erzeugt wird, ähnlich dem Leuchten von unseren Glühwürmchen. Im Grundstudium hatte ich das Thema (damals waren die Algen in einem Erlenmeyerkolben und der Hörsaal wurde abgedunkelt), aber in der Natur ist es um soooo viel schöner. Benno erzählte uns, dass er an der Ostsee auch das Leuchten der Algen gesehen hatte :-)
Um es noch wissenschaftlicher zu machen: Das Meeresleuchten tritt v. a. dann auf, wenn es zu Massenvermehrungen der o. g. Dinoflagellaten kommt und dazu bedarf es natürlich Nährstoffe... Letztere kommen auch durch die vielen Touristen und die nicht genügende Abwasserentsorgung in großen Mengen ins Meer. Strömung und Temperatur spielen natürlich ein Rolle und sehr schön war es bei Neumond, da dann das Leuchten besonders beeindruckend war.
Delphintour
Mit dem gleichen Boot, mit dem wir abends hinausgefahren waren, sind wir dann morgens um 06:00 Uhr zur Delphintour gestartet. Es wurde sogar angeboten, mit den Delphinen zu schwimmen was wir unbedingt machen wollten. Ehrlicherweise würden wir von einer Delphintour abraten, denn es fahren morgens an die 100 Boote raus, suchen die Delphine und treiben sie vor sich her. Sehen kann man sie nur während der drei/vier Atemzüge bevor sie wieder abtauchen. Zum Schwimmen mit den Delphinen wird man neben dem Boot hergezogen und dass man Delphine dabei sehen kann, kann ich mir nicht vorstellen.
Aber was zählt: Wir haben die Delphine gesehen und es war ein schönes Erlebnis.
Delphine im Wasser
Wir waren nicht alleine
Meine Einschätzung als Biologe: Die Touren finden jeden Tag und das seit Jahren statt. Wenn es die Delphine wirklich stören würde, wären sie bestimmt nicht mehr dort. Gut ist es auch, dass zum Schutz der Delphine die Beobachtungszeiten begrenzt wurden. Delphine in freier Wildbahn sind definitiv beeindruckender als im Delphinarium.
Früh am nächsten Morgen erlebten wir dann das erste Erdbeben auf Bali. Es hatte eine Stärke von 4,8 und weckte uns zumindest auf. Nach wenigen Sekunden war es vorüber.
Mit Gede zu den Wasserfällen bei Git Git
Wir wollten v. a. Wasserfälle auf Bali sehen und auch im Wasserfall baden. So suchten wir uns eine Unterkunft in der Nähe von Git Git, wo viele schöne Wasserfälle zu finden sind. Unsere Unterkunft sollte mitten im Dschungel liegen und schwer, d. h. nur zu Fuß, zu erreichern sein. Das klang nach einem Abenteuer und wir machten uns auf den Weg. Ein Taxi brachte uns bis zu einer Ecke an der Straße, unsere Gastgeber (Gede und Putu) warteten dort schon auf uns und brachten uns zu ihrem Anwesen.
In dieser Kurve wurden wir heraus gelassen
Gede wohnt mit seiner Familie etwas abseits der Straße
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Einschub: Namensgebung auf Bali
An dieser Stelle ein kurzer Einschub: Auf Bali erfolgt die Namensgebung innerhalb der niedrigsten Kaste (98 % der Bevölkerung) nach der Reihenfolge der Geburt. Dabei werden auch die ungeborenen Kinder der Frau mitgezählt. Es sind Namen für vier Kinder vorgesehen, falls mehr Kinder geboren werden, geht es wieder von vorne los (Quelle: Indo Junki).
Balinesische Namen: Das 1. Kind:
a) Wayan (der Älteste): Basiert auf dem javanischen wayah-an. Wayah = alt, die Endung -an ergibt den Superlativ. Sprich der Name „Wayan„ bedeutet „der Älteste“.
b) Putu (Enkel): Putu kommt ebenfalls aus dem Javanischen und bedeutet „Enkel“.
c) Gede / Gde (der Größte): Gede kommt aus dem Balinesischen und bedeutet „groß“ oder „der Größte“. Wird nur für männlichen Nachwuchs benutzt.
d) Luh (kleines Mädchen / Blume): Der Name Luh dagegen ist ein reiner Mädchenname. Er stammt vom javanischen Wort galuh, was so viel wie „kleines Mädchen“ oder „Blume“ bedeutet.
Balinesische Namen: Das 2. Kind
a) Made (in der Mitte)...
b) Nengah (in der Mitte)...
c) Kadek (der Zweite)... Balinesische Namen: Das 3. Kind
a) Nyoman (der Jüngste)...
b) Komang (Baby)...Balinesische Namen: Das 4. Kind
a) Ketut (Gefolgter): Der Name kommt vom Javanischen Wort „katut“, was so viel heißt, wie „mitgehen“ oder „folgen“.
Es wird auch gesagt, dass der vierte Name Ketut „nicht gewollt“ bedeutet. Drei Kinder sollen ideal sein auf Bali – deshalb heißt das zweite übersetzt auch “das Mittlere” oder das dritte Kind „der Jüngste“.
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Das Anwesen bestand aus einem Haupthaus und zwei weiteren Bungalows, die vermietet wurden. In der Nachbarschaft fanden sich weitere Häuser der Brüder, Onkel und Tanten. Leider ist unmittelbar in der Nähe in den kommenden Jahren eine große Brücke geplant, die dieses Dschungel-Idyll bald zerstören wird.
mitten im Dschungel,
leider wird über die Schlucht im Hintergrund bald eine Brück führen.
Es stellte sich heraus, dass die Bungalows von einem Holländer (Paul) erbaut wurden, der Gede auf einer Wasserfall-Tour kennengelernt hatte. Als er erfuhr, dass Gede Land besitzt, hat er auf dessen Land zwei Bungalows gebaut, die nun von Gede und Putu verwaltet werden. Gede und Putu haben sich gut um uns gekümmert, das Frühstück war inklusive, Putu hat aber auch für Lunch und Dinner gesorgt. Mal hat sie selbst gekocht, meist hat sie etwas im Warung an der Straße besorgt. Gede hatte 1001 Ideen für Führungen.
Reinigungszeremonie
Gleich am Ankunftstag machten wir uns zum ersten Wasserfall auf ,um dort eine Reinigungszeremonie durchzuführen. Gede wies uns in die Zeremonie ein: Am heiligen Wasser (Holy water) wird sich gereinigt und anschließend meditiert. Das heilige Wasser ist nicht der Wasserfall, sondern Grundwasser, das in der Nähe des Wasserfalles austritt. Dieses ist rein. Oft steht an dieser Stelle auch ein Tempel. Erst nach der Meditation gingen wir zum Wasserfall. Wir konnten an ihm emporklettern und uns hinter den Wasserfall setzen, ein unbeschreibliches Erlebnis. Zudem waren wir an diesem Ort ganz alleine.
Auf dem Weg zum Wasserfall
Meditation am heiligen Wasser
Auf geht's
Ja, das hinter dem Wasserfall sind wir
Mit Gede sollten wir dann noch 4 weitere Wasserfälle erkunden, wir haben mehrmals baden können und waren natürlich auch am Git Git Wasserfall, einem bekannten Instagram-Punkt.
Im Hintergrund der Git Git Wasserfall
Ines vor (neben) dem Git Git Wasserfall
Ein weiteres unbeschreibliches Erlebnis für uns war dann der Abend, an dem Gede und Putu uns zum Familientempel mitgenommen hatten. Gede hatte uns eingeladen, wir gingen mit ihm in den inneren Tempel und er führte uns durch die Zeremonie. Die Zeremonie zu beschreiben, wäre an dieser Stelle zu lang, wen es interessiert, kann gerne hier unter diesem Link nachschauen:
Ablauf einer Zeremonie
Wichtig ist die Kleidung, ich hatte ja bereits meinen Sarong, ein weißes Hemd und einen Udeng für den Kopf, Ines wurde noch einmal neu eingekleidet und entsprach damit der offiziellen Kleidermode:
Wir gingen zum Tempel, warteten im Vorhof auf den Einlass und gingen dann zum Abgeben der Opfergaben und zum Beten in den Haupttempel.
Auf dem Weg zu Gedes und Putus Familientempel in Git Git
Warten im Vortempel
Die Zeremonie ist in dem Link weiter oben beschrieben. Gede hat uns während der Zeremonie gezeigt was zu tun ist: Beten mit Blume, ohne Blume, Handhaltung, 3 Schluck heiliges Wasser drinken etc., sodass wir - hoffentlich - einen guten Eindruck gemacht haben.
Bei dieser Zeremonie hatte ich mich nicht getraut viele Fotos zu machen oder gar zu filmen. Um einen kleinen Eindruck in die Zeremonien zu bekommen füge ich einmal zwei Videos ein, die wir an dem Tourismus-Highlight Pura Ulun Danu Bratan (Wassertempel) in Bedugul gefilmt haben:
Video 1
Video 2
Nach weiteren Wasserfällen, einer Massage für Ines und mich verabschiedeten wir uns nach knapp einer Woche von Gede und Putu.
Colek Pamor Waterfall
Nachtrag: Einerseits hatte Gede uns viel gezeigt und wir haben Dinge gesehen und erfahren, die wir sonst nicht gesehen hätten, andererseits wurden wir nach unserem Geschmack ziemlich vereinnahmt. Wir machen gerne selber unser Ding, was dort etwas schwierig war, weil Gede und Putu ein Rundum-Sorglos Paket anbieten, was man schwer ablehnen kann. Für uns war es auch schwierig, die Preise für Wanderung und Essen abzuschätzen, weil die Bezahlung dem Gast überlassen wird. Es hieß immer, gebt was ihr wollt, aber das fiel uns schwer. So haben wir am Ende für Essen, Führung und Massage das gegeben, was wir als Durchschnittswert in den letzten 4 Wochen ermittelt haben, bzw. einen sehr guten Preis für das Essen. Gede selbst haben wir nicht sehr getraut mit seinen Angaben für die Preise bei den Führungen, da er immer sehr viele Geschichten erzählt hat. Es waren recht windige Angaben, wir bekamen keinen Zettel, nach seinen Worten ging ein Drittel an den "Naturpark" und ein Drittel an die Bedürftigen in der Gemeinde. Außerdem redeten er und Putu ständig über Geld, wir wussten am Ende, was jeder Stuhl gekostet hat und wir sollten alle Preise nennen, für Dinge, die wir gekauft haben...
Wir hatten schon ein komisches Gefühl beim Buchen, denn dort hieß es, das man wie in der Familie aufgenommen wird, Putu kocht und Gede Führungen macht. In Kolumbien wurden wir schon einmal mit einem Rundumsorglos-Paket aufgenommen und waren froh, zwischendurch einmal 2 Stunden "Pause" zu haben. Dort war es aber anders, die Pension hatte gerade aufgemacht und das Geld stand nicht die ganze Zeit im Vordergrund. Auch in den Karpaten waren wir essensmäßig und für die Touren abhängig von der Pensionswirtin und auch dort hatten wir uns Gedanken gemacht, was wir ihr geben können. Aber auch da stand die Gastfreundschaft und nicht das Geld im Vordergrund.
Auf jeden Fall waren wir froh, als wir dann wieder alles selbst organisieren konnten, selber einkaufen, Essen gehen, die Touren selbst planen und nicht ständig über Geld reden mussten. Es gibt sicherlich auch viele, die ganz begeistert sind, wenn sie so in der Familie aufgenommen werden, aber die Ungewissheit, was Gede nun von uns als reiche Europäer an Geld erwartet, hat uns ganz wuschig gemacht. Wir sind halt Deutsche...
Wir haben uns als Ziel gesetzt, keine weitere Unterkunft anzufahren, bei der wir uns nicht selbst organisieren können.
Unvergesslich und ausschlaggebend für das Kapitel Git Git bleiben aber die Touren zu den Wasserfällen, das Reinigungsritual und die Zeremonie im Familientempel, die wir ohne Gede und Putu nicht kennengelernt hätten. Auch haben wir einen Einblick in das Familienleben und die Ansichten der Einheimischen bekommen. Wenn Ihr einen Guide am Straßenrand seht, dann bedeutet dies, dass er am Abend Geld nach Hause bringen muss. Keine Führung, kein Geld. Das ist eine andere Belastung als für uns mit einem Bürojob und festem Gehalt.
Einschub Tempel:
Jedes Haus besitzt einen Haus-Tempel, an dem morgens dafür gebetet wird, das man gesund bleibt, einem im Verkehr nichts passiert und was man sonst noch für Wünsche für den Tag hat. Diese sind oft beeindruckend und teilweise größer als die eigentliche Wohnung. Jeder hat darüber hinaus einen Familientempel an dem Ort, an dem man wohnt - für uns sozusagen die Gemeinde - in dem an besonderen Tagen die Opfergaben dargeboten werden und dann gibt es noch die großen offiziellen Tempel, in denen an besonderen Festtagen Zeremonien stattfinden. Das sind regionale große Tempel, die dann meist auch die Touristenmagnete sind, so hat es uns ein Taxi-Fahrer auf einer Fahrt erläutert.
Pura Ulun Danu Bratan (Wassertempel) und Auman
Gede und Putu haben uns dann sogar noch mit dem Auto nach Bedugul gefahren, weil es in der Gegend kein Pick-Up Point für Internet-Taxis gab. Irgendwie wären wir wahrscheinlich weg gekommen, wir wurden, als wir auf Gede und Putu warteten, zweimal von vorbeikommenden Taxen angesprochen und man hätte sich sicherlich auf einen Preis einigen können. Gede brachte uns zum Wassertempel, einem Touristenhotspot, von dem wir dann ganz sicher weiter kämen. Wir gaben Gede dann so viel Geld, wie wir auch einen Taxi-Fahrer für diese Strecke gegeben hätten und wieder hatten wir das Gefühl, es sei ihm zu wenig.
Wir besuchten den Wassertempel und waren erstaunt. Der Wassertempel ist schön gelegen, aber man kommt sich ein wenig wie in Disney-Land vor. Alles ist schön herausgeputzt und es ist alles für Touristen ausgelegt, inklusive eines Extra-Areals mit Instagram-Fotospots (man kann sich z. B. mit Eule oder Hasen fotografieren lassen), die man auch zusätzlich bezahlen muss. Unseren Gedanken nachhängend wanderten wir durch die Anlage.

Vor dem Wassertempel
Wassertempel

Instagram-Fotospot Areal
Vom Tempel aus organisierten wir eine Taxifahrt nach Auman. Da auch Auman keine Internet-Taxi-Gegend ist, einigten wir uns auf einen Privattransport. Und wir vereinbarten mit ihm gleich eine Weiterfahrt nach Ubud für die kommenden Tage.
In Auman erwartete uns das Paradies einer Unterkunft. Zwar war kein Swimming-Pool vorhanden, aber es handelte sich um ein liebevoll aus vorhandenem Material (alte Häuser) erbautes Holzhaus mit einer riesigen Terrasse, auf der uns das Frühstück serviert wurde, sowie einer Panorama-Badewanne, von der man in die bergige Gegend oder in den Sternenhimmel schauen konnte.
Schöne große Terrasse zum Chillen
Die Badewanne war der Hammer...
Insgesamt liebevoll eingerichtet, sauber und trocken
Auch Ketut (Anmerkungen zur Namensgebung s. o.), der Besitzer, wollte uns alles ermöglichen, damit wir uns wohl fühlen. Er empfahl uns einen Warung ganz in der Nähe und schickte uns Links zu allen Wasserfällen, Wanderungen und Warungs in der Umgebung.
Wir nutzten die Nähe der Wasserfälle und genossen die schwach befahrenen Straßen, auf denen wir endlich einmal entspannt zu Fuß auf Erkundungstour gehen konnten. Am ersten Tag haben wir uns gleich etwas übernommen, wir waren zu zwei Wasserfällen unterwegs und sind knapp 11 km und etliche Höhenmeter gelaufen. Abwechselung gab es zwischendurch, wenn uns Motorroller entgegen kamen. Alle grüßten uns freundlich, winkten und lachten (wahrscheinlich über Menschen, die zu Fuß gehen). Tatsächlich ist uns kein weiterer Mensch zu Fuß begegnet.
In der Mitte der Insel
Wer kann schon widerstehen, auf einer solchen Straße zu Fuß zu gehen?
Die gezüchteten Kampfhähne hätten wir auf dem Bike gar nicht entdeckt
Reisterrasse mit frisch geflutetem Reisfeld
Was mich persönlich an den Reisterrassen so fasziniert hat ist nicht nur das tolle Fotomotiv, sondern auch die Konstruktionsweise. Fast senkrecht stehen die bis zu 3 m hohen Terrassen (s. vorangehendes Foto) und ich frage mich, warum nicht öfter mal eine einstürzt. Dämme dürften so bei uns nicht gebaut werden...
Einschub: Subak (Bewässerungsgemeinschaft)
Wo wir schon bei den Reisterrassen sind: Für mich als Wasserwirtschaftler ist das Bewässerungssystem interessant: Die Balinesen nutzen das Subak-Bewässerungssystem seit dem 8. Jahrhundert und haben es über Generationen bewahrt. Subak ist auf der indonesischen Insel Bali eine Organisation im ländlichen Raum, die den rechtlichen und praktischen Rahmen zum Nassreisanbau bietet. Zu einem Subak gehören der Verband der Landbesitzer, eine Anzahl von vielerorts terrassierten Reisfeldern (sawah) und das hierfür notwendige Bewässerungssystem. Ursprünglich beschreibt der Begriff Subak nur das Bewässerungssystem der Reisterrassen, die über einen Kanal (bal. telabah gde) oder Damm (bal. empelan) bewässert werden. Subak heißt wörtlich verbundenes Wasser. Endgültig eingeführt wurden die Subaks 1022 durch königliches Edikt.
Verteilerwehr
Verteilerwehr
Graben mit Verteilerwehr
Die ersten Subak wurden wahrscheinlich an Quellen angelegt, denn die Flüsse in Bali sind wegen ihrer schlechten Erreichbarkeit in tief eingeschnittenen Tälern für Bewässerung nur mit erheblichen Kunstbauten nutzbar. Diese Quellen wurden wegen ihrer Bedeutung früh mit Tempeln versehen. Subak hatten also auch einen religiösen Aspekt. Später wurden nach ersten erfolgreichen Tunnelbauten in diesem Zusammenhang auch Flüsse mittels Bewässerungstunneln erschlossen. Weiterhin wurden zur Weiterverwendung von Überschüssen immer mehr Kanäle und auch Aquädukte angelegt. Wenn ein sawah (Nassreisfeld) voll ist, braucht es wenig Wasser, und wenn es zur Ausreifung des Reises trockengelegt wird, gar keines.

Die UNESCO hat die Bedeutung von Subak erkannt und fünf balinesische Subak-Landschaften wurden 2012 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Man bedenke, dass das Harzer Wasserregal (seit 2010 Unesco Kulturerbe) und die Revierwasserlaufanstalt in Freiberg (seit 2019 gehört sie als Teil der Bergbaulandschaft Freiberg zum UNESCO-Welterbe "Montanregion Erzgebirge") für den Bergbau im 15. und 16. Jahrhundert angelegt wurden, also etliche Jahrhunderte später.
Einschub Tourismus und Wassermanagement
Dem Tourismus auf der indonesischen Ferieninsel Bali geht es gut – der Umwelt aber schlecht: Um den steigenden Wasserbedarf der Ferienanlagen zu decken, wurden die Wasserreserven jahrzehntelang übernutzt, und die Branche unternahm praktisch nichts, um das Problem in den Griff zu bekommen (Artikel aus dem Jahr 2013 Link:
Tourism-Watch).
Gegenwärtig gelten mehr als 60% von Balis Grundwasserquellen als erschöpft. Weil jeder dritte Arbeitsplatz vom Tourismus abhängt, heißt Bali trotzdem nach wie vor Touristen willkommen, obwohl die Zahl der Touristen das Doppelte der Einwohnerzahl beträgt und ein Tourist durchschnittlich das 15-Fache an Wasser verbraucht.
Ob und wie das Problem aktuell geregelt wird, habe ich an dieser Stelle nicht tiefer gehend recherchiert. Am 18.05.2024 fand das Weltwasserforum auf Bali statt, sicherlich findet man dort genauere und aktuellere Angaben. Fakt ist, dass die Tourismus-Zahlen nach Corona regelrecht explodiert sind und wir sehen an jeder Ecke neue Hotels und Ressorts aus dem Boden schießen und alle verfügen über einen oder mehrere Swimmingpools.
Das Wasser aus dem Hahn sollte man auf keinen Fall trinken. Auf der Insel Gili Air (s. u.) kam Salzwasser aus dem Hahn, dort hatten wir eine Salzwasserdusche und auch der Pool war mit Salzwasser gefüllt. Eine m. E. gute Lösung.
Aber zurück zu der Gegend um Auman: Wir besuchten zu Fuß drei Wasserfälle. An zwei kleineren waren wir fast alleine und konnten baden gehen, am Instagram-Spot Leke Leke Wasserfall verzichteten wir dankend darauf uns für ein Foto anzustellen.
Campuhan Antapan Wasserfall
Leke Leke Wasserfall
(Anmerkung: Diese beiden Damen habe ich auf dem Foto mit dem tollen neuen Google-Radierer einfach ausradiert :-)
Instagram-Spot Schaukel mit einem roten Kleid, das man extra dafür ausleihen kann
Goa-Gong-Wasserfall in der Nähe von Auman,
Noch waren wir fast alleine, es wird aber gerade ein sehr großer Parkplatz gebaut.
Am Goa-Gong-Wasserfall trafen wir einen gebürtigen Russen mit seiner kleinen Tochter, der schon seit Jahren auf Bali lebt. Mit seiner Tochter machte er gerade Urlaub in einem Zelt-Camp ganz in der Nähe, das wir auch über booking.com hätten mieten können. Sie gaben uns von ihrer Jack-Frucht ab, die wir bisher für Stinkfrucht (Durian) gehalten hatten und deshalb vermieden hatten (Ines: Ich hatte diese damals in Uganda probiert und mochte sie gar nicht.) Es gibt aber einen kleinen feinen Unterschied zwischen den beiden (im Gegensatz zur Jackfruit besitzt die Stinkfrucht keine Noppenschale, sondern eine stachelige Hülle). Der Geschmack der Jackfrucht ist köstlich...
Wir revanchierten uns mit einer Wassermelone.
Einschub: Erschließung der Wasserfälle für den Tourismus
Wasserfälle gehören zu Bali schon immer dazu und die einheimische Bevölkerung ging an diese Orte, um heiliges Wasser (s. o. Holy Water) zu holen und zu beten. Die Holländer (1846-1942) erkannten das touristische Potenzial der Wasserfälle und machten den Git Git Wasserfall zu einem der ersten Ausflugsziele (mdl. nach Gede). Anmerkung: Von 1846 bis 1942 befand sich Bali in holländischer Hand. Lange zuvor jedoch fanden die ersten Niederländer den Weg auf die Insel und gründeten bereits 1602 die „Dutch East India Company“ auf Bali, um die Ressourcen ungestört ausbeuten zu können.
Wir sprachen mit dem Koch von dem von Ketu empfohlenen Warung. Dieser sagte uns, dass bei Auman bereits ein weiterer Wasserfall für den Tourismus erschlossen wird. Er selbst holt von dort heiliges Wasser. Als ich ihn fragte, ob der Tourismus nicht die heilige Stätte zerstöre, verneinte er, denn das heilige Wasser hat ja mit dem Wasserfall nicht direkt etwas zu tun. Gereinigt wird sich mit dem heiligen Wasser. Erst da verstand ich wirklich den Zusammenhang und erkannte, dass beides tatsächlich nebeneinander her existieren kann.
Ubud
Eigentlich wollten wir unsere Luxus-Unterkunft gerne um ein paar Tage verlängern, aber das war leider nicht möglich. So wurden wir pünktlich vom Taxi abgeholt und fuhren nach Ubud. Ubud ist das Zentrum von Bali, Ziel aller Yoga-Auswanderer und -Aussteigerinnen. Von Ubud, das so ziemlich in der Mitte liegt, kann man als Tagestour eigentlich alle Ziele erreichen. Ein Ameisenhaufen ist gar nichts gegen das Treiben in der Stadt. Wir haben uns im Norden von Ubud in einer Hütte in den Reisfeldern eingemietet und fanden es herrlich ruhig, wenn man von dem Kreischen der Hähne absah.
Unsere Hütte in den Reisfeldern, natürlich hatte die Anlage auch einen Swimming-Pool
Fußläufig waren wir ca. 15 Minuten von Ubud entfernt, auf unserem Weg nach Ubud konnten wir durch die Reisfelder schlendern. Abends in der Dämmerung leuchteten Glühwürmchen in den Feldern, ein zauberhafter Anblick und ein schöner Moment zu verweilen. Die Reisfelder wurden natürlich bewirtschaftet. Ein wenig komisch kommt man sich dann schon vor, wenn man als Langzeitreisender auf innerer Entdeckungstour den Landwirten bei ihrer täglichen Arbeit zuschaut. Ich habe es mir zumindest verkniffen, auch noch Fotos zu machen, aber viele andere Touristen sind da unkritischer. Zumindest habe ich einmal das Arbeitsgerät, eine "japanische Kuh" fotografiert. (Anmerkung: Warum Japan? Japan hatte Bali 1942 eingenommen (Landung in Sanur), das zu dieser Zeit unter britischer Vorherrschaft stand. Ziel war der strategisch wichtige Flughafen in Denpasar.)
Japanische Kuh (zur Zeit nicht im Einsatz)
Wir sind dann an einem Tag selbst auf Entdeckungstour in den Reisfeldern gegangen. Wie so oft wurde dann ein als normaler Spaziergang geplanter Ausflug zu einem kleinen Tagesabenteuer, weil wir bei der Wahl der Wege wieder einmal auf die gestrichelten Pfade gesetzt haben... ;-)
Ein ganz normaler Spaziergang durch die Reisfelder
Ziel war ein kleiner Warung auf der anderen Seite
Schon nach kurzer Zeit führte der Weg entlang einer Schlucht
Die man aber an einem Steilhang erklettern konnte
Die Aussicht in die tiefe Schlucht war grandios
In dem avisierten Warung trafen wir bei einem leckeren Bali-Copi einen Physiotherapeuten aus Israel, der dann uns noch wenig auf seiner Ukulele vorgespielt hat bevor wir weiter zogen.
Zum Schluss belohnten wir uns in einem zweiten Warung mit Saft und Kokusnuss und einem kleinen Imbiss.
Der Grund dafür, dass wir überhaupt nach Ubud gefahren sind, war ein Zouk-Marathon und Zouk-Embodiment-Retreat, für das wir uns schon im letzten Jahr angemeldet hatten. Nun war es endlich soweit, und wir fuhren in das Ressort, wo das Event stattfinden sollte. Es begann mit einem dreitägigen Marathon, bei dem man tanzen gehen kann, wann und wie lange man will, dann folgte eine Reinigungszeremonie und danach ein einwöchiges Retreat, bei dem wir Meditationstechniken, eine Einführung in Tantra und Körperbewusstsein erfahren konnten (zu sagen erlernt wäre zu viel in der Kürze der Zeit). Die verschiedenen Übungen haben dennoch vieles angeregt und ausgelöst, an dem sich weiter arbeiten lässt.
Ines: An jedem Tag stand ein Chakra im Vordergrund. Die verschiedenen Techniken haben bei mir dazu geführt, dass ich mich am Ende wieder ganz bei mir zu Hause gefühlt habe, verbunden und geerdet mit offenem Herzen. So habe ich mich bisher nur nach den Geomantieseminaren gefühlt. Es war für mich eine tolle Erfahrung, dies mit einer so großen Gruppe Zouktänzer zu erleben. Seitdem fühle ich mich noch sicherer und entspannter in unseren Entscheidungen, was wir tun wollen.
Es war schön, diese Erfahrung kurz vor der Mitte unserer Reise mitbekommen zu haben.
Zouk Marathon, auch beim Essen konnte getanzt werden

Beten und Reinigung am Holy water im Pura (Tempel) Sebatu
Auf dem Weg zum Wasserfall
Der Tempel (Pura) Genah Melukad Sebatu ist ein wunderschöner Quellentempel. Der Tempel wurde zu Ehren der Gottheit Wisnu erbaut – dem Gott des Wassers und dem Erhalter der Schöpfung.
Das Zouk embodiment startet
Es endete nach einer Woche mit vielen Wünschen von den anderen Zoukies
Abschiedszeremonie
In dem Ressort wurden wir von einem zweiten Erdbeben geweckt. Es war diesmal stärker und hielt länger an und wir lasen nach, wie wir uns im Falle eines Erdbebens zu verhalten haben.
1. Zählen: Wenn das Erdbeben nicht länger als 10 Sekunden andauert, dann ist es nicht so schlimm, andernfalls:
2. Nach draußen rennen
3. Falls das nicht klappt, unter einen Türrahmen stellen
4. Ruhe bewahren...
Von Ubud fuhren wir dann zur Erholung und zum Wiederankommen in dieser Welt zum zweiten Mal nach Sanur, wenn auch an einen anderen Ort, um ein paar Tage an der Strandpromenade und am Strand zu verbringen. Sanur ist, wie bereits im letzten Blogbeitrag beschrieben, etwas für das gesetztere Alter und tatsächlich kamen wir uns, nachdem wir nun fast zwei Wochen mit vielen Leuten verbracht haben, die vom Alter her unsere Kinder hätten sein können, tatsächlich wieder jung vor, denn um uns herum waren kaum Touristen unter 60 Jahren. Wenn die Strandpromenade auch sehr geschäftig war, fanden sich doch Abschnitte, die noch nicht mit Restaurants besetzt waren. Zum ersten Mal konnten wir unsere beiden Hängematten auspacken, die wir seit Beginn der Reise mit uns herumschleppen.
Tun, was man auf Bali tun sollte
In Sanur bekamen wir dann mit, dass einige vom Zouk-Retreat noch nach Gili Air (eine Insel vor Lombok) fahren wollten. Da wir eh nach 4 Tagen umziehen mussten und wir nahe des Fährhafens wohnten, fiel uns die Entscheidung nicht schwer, mit auf die Gili-Islands zu fahren.
Gili Air
Gili Air ist eine 2 km² große Insel, auf der man eigentlich nur Essen, schnorcheln, tauchen, radfahren und reiten kann.
Image by Begadang Gili Air. Quelle: https://gilis.asia/gili-air/
Man kommt mit dem Speedboot im Hafen von Gili Air an. Normalerweise braucht man mit Zwischenstopps so 3-4 Stunden, wir brauchten für die Hinfahrt 5 Stunden! Wahrscheinlich war etwas mit dem Boot, denn es hielt ca. 5 Minuten auf offener See und fuhr dann nur gemächlich weiter. Scheinbar war irgendetwas mit den vielen Motoren.
Die Hinfahrt nach Gili Air lief nicht rund
Auf Gili Air gibt es keine Motorfahrzeuge (außer für die Müllabfuhr), man kann Fahrräder ausleihen oder mit der Kutsche fahren. Letztere hatten wir wegen unseres schweren Gepäcks für die 1,1 km zum Hotel dankbar angenommen. Der Preis hat uns fast umgehauen: 200.000 IDR (12 EUR), dafür haben wir in Lovina 3 Stunden Delphin-Watching bekommen. Da wir nicht laufen wollten, nahmen wir trotzdem die Kutsche. Ein Erlebnis war es allemal und natürlich bequem.
Ansonsten konnten wir das machen, was man auf Gili Air tut: Essen, chillen und schnorcheln. Letzteres taten wir ausgiebig. Wir waren im Osten der Insel, beim sogenannten Turtle-Point und konnten mit Schorchel vom Strand aus direkt bis zur Riffkante schwimmen. Die Vielfalt an Fischen, Farben und Formen war unermesslich und wir konnten gar nicht genug bekommen. Ohne Zeitdruck konnten wir uns wie in einem riesigen Aquarium treiben lassen.
Natürlich sahen wir auch hier die Auswirkungen der vielen Touristen, des Klimawandels und der Umweltverschmutzung. Wenn man ins Meer an einer seichten Stelle stieg, dann war das Wasser kochend heiß und das ist keine Übertreibung.Man hatte das Gefühl, in einen Hot-Spring zu steigen. Als das Meer tiefer wurde, war es erträglicher, aber von einer Abkühlung konnte man trotzdem nicht sprechen. Das Riff war gerade im Strandbereich total zerstört, es fanden sich aber auch hier noch kleinere Fische und für Leute, die noch nie in einer Riffgegend geschnorchelt sind, war es schon erstaunlich. An der Riffkante dann war es richtig interessant, ich erinnerte mich an den Film "Findet Nemo". Natürlich haben wir auch zwei Schildkröten gesehen. Man hätte sich eine GoPro ausleihen können, aber wir genossen das Riff diesmal ohne Dokumentation. So sah es ungefähr aus, wenn man einer Schildkröte unter Wasser beim Fressen zuschaut:
Foto-Quelle: https://www.nayakasurfschool.com/snorkeling-3-gili
Die Rückfahrt von Gili Air dauerte diesmal nicht so lange wie auf der Hinfahrt (s. o.), es ging schneller, aber dafür schaukelte das Boot mächtig und einigen im Boot ging es gar nicht gut.
Zum Glück haben wir alles gut überstanden und konnten uns dann auf dem Weg zu unserer letzten Unterkunft am Jimbaran-Beach nahe des Flughafens aufmachen.
Jimbaran Beach
"Jimbaran eignet sich als Ferienort für Bali-Urlauber, die Relaxen oder Surfen am Traumstand mit der Nähe zur Inselhauptstadt Denpasar und zum internationalen Flughafen verbinden wollen.
Wer gerne Urlaub in einem gepflegten Hotel in Strandnähe macht und bevorzugt in einem inseltypischen Seafood Restaurant kulinarisch schlemmt, ist in dem gepflegten Badeort bestens aufgehoben. Unter den Surfern kommen hier vor allem Anfänger auf ihre Kosten" (Quelle: .https://www.bali.info/jimbaran/).
Letzteres war unser Ziel, denn Ines wollte schon die ganze Zeit eine Surfstunde nehmen. Da an fast allen anderen Stränden das Riff vorgelagert war und man unter Surfern vom Bali-Tatoo (gemeint sind die Narben, die zurückbleiben, wenn man als Surfer unter Wasser über das Riff gezogen wird) spricht, erwies sich der Jimbaran-Beach als ideal.
Jimbaran Beach
Sonnenuntergang
Abends gab es eine leckere Seafood-Platte...
...in einem der vielen Restaurants am Strand von Jimbaran
Im Vordergrund standen bei uns für Jimbaran die Planungen zu Weihnachten mit den Kindern, der Abschluss des Blogs zu Bali, einige Besorgungen (neue Badelatschen) und natürlich der Surfkurs von Ines. Das Ganze konnten wir in einem herrlichen Hotel mit Swimming-Pool und einem gutem Frühstück genießen.
Am ersten Abend gingen wir zum Strand und waren erst einmal geplättet. Erstens war der Strand voller Beach Bars und sehr laut und dann waren die Wellen hoch und regelrechte Brecher. Ines sank der Mut. Am nächsten Tag wurden wir versöhnt. Weiter hinten am Strand nahm die Anzahl der Beach Bars ab, dafür gab es einfache Warungs und der Strand mit dem Wasser war herrlich. Zum ersten Mal konnten wir auf Bali an einem Sandstrand ins Wasser gehen, ohne dass man sich die Füße aufschneidet und uns sanft in den Wellen wiegen lassen oder uns von ihnen an den Strand tragen lassen. Wir buchten einen Surfer Einführungskurs und am nächsten Tag sollte es dann um vier Uhr Nachmittags losgehen.
Am Morgen war Ines gefrustet, denn die Buchung des Inlandsfluges auf den Phillipinen brach im Bezahlvorgang ab und war somit für die Katz. Bis dahin hatte sie schon 3 Stunden investiert. Unverrichteter Dinge gingen wir erst einmal in den Hotelpool und dann zum Strand. Ich halte mich bei den Buchungen der Flüge gänzlich raus, mir ist das zu aufregend. Ich hätte, wie bei meiner letzten Reise, am liebsten alle Flüge über ein Reisebüro abwickeln lassen, aber Ines macht es nichts aus, am Handy die Flüge zu buchen. So lief ich nur aufgeregt hin und her und war keine große Hilfe.
Die Surfschule "Liong Surf Lesson"
Am Strand angekommen, ging es dann gleich mit der Theorie los und dann nach 15 Minuten ab ins Wasser. Ines konnte am Ende eine Welle gut abreiten und war fertig aber glücklich und wir genossen den Sonnenuntergang bei einer Kokusnuss.
Erst die Theorie
Ab ins Wasser
Letzte Instruktionen
Aufstehen und...
Voilá
Ausruhen bei Sonnenuntergang und einer Kokusnuss
Am nächsten Tag klappte es dann auch mit der Buchung des Inlandsfluges auf den Phillipinen, wir konnten nur das Hotel nicht verlängern, das wir bereits gebucht hatten, da der Flug einen Tag später starten sollte und mussten noch einmal in Manila umbuchen. Ohne Handy und Internet könnte ich mir eine Reise gar nicht mehr vorstellen, zumal viele Buchungen bei booking.com nur noch über das Handy gehen. Da saßen wir abends am Strand von Jimberan, überlegten, wie wir den Krebs mit einem beiliegenden Nussknacker aufbekommen und nebenbei konnte ich für Malte eine Wohnung in Dresden über eine Bekannte organisieren.
Voller Vorfreude sehen wir nun ein paar Tagen in Singapur und v. a. dem Besuch der japanischen Familie entgegen.
Traditionelle Musik auf Bali: Gamelan
Ob auf der Zermeonie im Hotel in der Nähe des Balangan-Strandes, der Zeremonie im Familientempel in Git Git oder als Vorführung auf diversen Bühnen, es begegnet einem eine fremdländische, für unsere Ohren teilweise disharmonische Musik. Ich konnte mir einmal ein Xylophon etwas näher betrachten und mir fiel auf, dass es auf Bali eine ganz andere Tonleiter gibt, als die uns bekannte vom "Wohltemperierten Klavier".
Xylophon in der Villa Taman Bintang bei Ubud
Nach kurzer Unterhaltung mit dem Hotel Angestelltem erklärte mir dieser, dass dieses Xylophon zu der Gamelan-Musik Indonesiens gehört. Wikipedia: Gamelan ist die umfassende Bezeichnung für unterschiedliche Musikensembles in Indonesien, besonders in der traditionellen Musik von Java und Bali, die stets einzelne Bronzegongs und Metallophone oder seltener Xylophone enthalten und zu denen je nach Größe und Verwendungszweck Trommeln, Saiteninstrumente, Flöten und Gesangsstimmen hinzukommen.
Gamelan-Musik bei der Einweihung unseres ersten Hotels auf Bali: Delmora Home
Gamelan wurde ebenfalls als Teil der indonesischen Identität 2021 in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Es werden zwei Hauptstimmungssysteme verwendet, Slendro und Pelog. Das Pelog-System besteht aus einer siebentönigen Tonleiter, das Slendro-System verwendet eine fünftönige (pentatonische) Tonleiter.
Abschließende Gedanken zu Bali
Wir waren nun 2 Monate auf Bali, sind viel gereist und haben viel erlebt. Wir hatten oft das Gefühl, dass die Bevölkerung als reiner Dienstleister für die Touristen fungiert. Das ist kein Wunder. Seit Bali im Februar 2022 als eines der letzten Urlaubsziele auf der Welt wieder seine Grenzen geöffnet hat, hat Indonesiens "Insel der Götter" ein beispielloses Comeback erlebt. 2022 kamen mehr als fünf Millionen Touristen allein inder ersten Jahreshälfte (Bali hat 4,3 Millionen Einwohner). Die fünf wichtigsten Länder, die zum Zustrom ausländischer Touristen nach Bali beitragen, sind Australien, Indien, China und die Vereinigten Staaten. Wir haben aber auch sehr viel deutschsprachige Touristen gehört.
Ob auf dem Weg zum Tempel, ins Restaurant oder zum Strand: Der Verkehrskollaps auf Bali ist allgegenwärtig und dabei haben wir die meisten der Top 10-Ziele sogar noch ausgelassen. Wir haben auch überall schon neue Rodungen und viele Baustellen gesehen und waren uns einig, dass wir zu spät waren, um den ursprünglichen Reiz der Insel in Gänze zu erfahren, um Bali als DAS Auswanderungsziel ins Auge zu nehmen. Ab und an kam es immer noch durch, das Ursprüngliche, das Unverbrauchte. Wir waren gerade noch rechtzeitig genug da, bevor auch die letzten Flecken zugebaut sind und die letzten ursprünglichen Warungs durch neue chicke und hippe Restaurants ersetzt worden sind.
Wir waren froh, dagewesen zu sein und haben jeden Tag genossen. Wir hatten auch das Gefühl, etwas hinter die Kulissen geschaut zu haben und fanden es etwas dekadent, wenn westlich Eingereiste die Einheimischen bei der Arbeit und dem Beten filmen, sich Blumen ins Haar binden, ohne den Hintergrund zu kennen, oder über das Essen schwärmen, aber damit die hippen Gourmet-Restaurants am Strand beschreiben. Das Saté, das wir im Hotel gegessen hatten, war von feinster Qualität. Das Saté am Stand in der Stadt war knorpelig und hoffentlich von einem Hühnchen...
In Kolumbien haben wir 2019 ein fremdes Land bereist und es war spannend, etwas kennen zu lernen, Auf Bali waren wir reine Touristen, die bedient wurden. Wir können nur hoffen, dass das Geld in Bali bleibt, haben aber unsere Zweifel. Die meisten Unterkünfte gehören Ausländern und Balinesen sind als Verwalter eingesetzt. Es gab große Werbeplakate, dass man bereits ab 49.000 EUR auf Bali in eines der vielen neuen Objekte auf Bali investieren und damit evtl. zu einer weiteren Beton-Investruine beitragen kann, die an schönen Stellen im Hang oder am Strand stehen...Oder im Gegenteil, es lohnt sich gerade jetzt zu investieren, denn für 2021 wurde auf Bali der Bau von vier Großprojekten angekündigt, die den Touristenstrom auf die Insel erhöhen werden: ein neuer internationaler Flughafen, der größte Themenpark Südostasiens von Paramount Picture, eine Formel-1-Strecke im Nordwesten Balis und ein neuer Kreuzfahrthafen. In der Ubud-News las ich , dass vom Flughafen nach Kuta nun der Bau einer U-Bahn geplant ist.

Es standen auch einige Investruinen im Land herum