Donnerstag, 25. Mai 2017

Die Reiseroute

Die Planung

Die Planung für meine Reise begann vor ca. 10 Jahren. Wie plant mein ein Jahr Auszeit, in dem man sich treiben lassen möchte um die eingefahrenen Strukturen zu verlassen? Ich habe ein Jahr Zeit und keine Vorgaben, außer die eigenen Wünsche und Träume.

In einigen Blogs las ich von Leuten, die sich während ihrer Reise verloren und von anderen, die aus dem Stress, den sie verlassen wollten, nicht heraus kamen.

Ein guter Kompromiss schien mir also ein fester Rahmen mit genügend Freiraum zwischen den Flügen zu sein: Ich buchte die großen Flüge und legte diese so, dass ich reisen musste, wenigstens zum Abflughafen.

Alles, was ich für ein Jahr brauche, muss in einen Rucksack mit maximal 20 Kilo Gewicht passen. Keine leichte Aufgabe (zumindest für mich)...

Die Reiseroute

Meine Reiseroute änderte sich von Jahr zu Jahr und von Monat zu Monat.

Für ein Jahr gehört mir die ganze Welt. Alles kann ich sehen, überall kann ich sein.

Das Limit setz mir nur die Zeit. Ein Jahr ist schnell vorbei, also muss ich mich entscheiden. Nach vielen Planungen und Umplanungen steht nun zumindest für das erste halbe Jahr die Route fest:

  • Im Juli beginne ich in Spanien um den Sommer mitzunehmen und mein Spanisch zu festigen.
  • Es folgt Anfang September Portugal, hier habe ich für eine Woche einen Intensivkurs Portugiesisch gebucht, weil ich dann Mitte September nach Brasilien fliege.
  • In Brasilien freue ich mich, andere Sudbracks zu besuchen. Ich werde in Porto Alegre ankommen und über Blumenau und Florianopolis reisen.
  • Von Brasilia fliege ich Ende Oktober nach Argentinien/Cordoba.
  • Ende November fliege ich von Cordoba über Santiago de Chile nach Peru /Cusco.
Hier in Peru, im Dezember 2017 endet meine konkrete Planung. Fest geplant ist nur noch, dass ich im Mai 2018 meine Reise in Japan beenden werde. Dazwischen wird viel oder wenig liegen. Chile, Neuseeland, die Südsee, wer weiß?...

Die Veranlassung

Die Idee einer Reise um die Welt ist relativ alt. Sie reifte gegen Ende meines Studiums Anfang der 1990-er Jahre. Wie das Leben so spielt, brauchte alles seine Zeit, bis es soweit war. Ich verliebte mich, es kamen 2 Kinder, dann ein Arbeitsplatz, dann das nächste Kind. Wundervolle Aufgaben, die wichtiger waren als ferne Länder.

Ich habe geheiratet, die Kinder wuchsen. Die Jahre vergingen, die Ehe wurde geschieden, ich lernte eine neue Frau kennen und lieben. Lebenswege, wie sie viele mitmachen. Der Gedanke, einfach mal los zu ziehen, lies mich aber nie los...

Einmal in meinem Leben hatte ich bereits die Chance, in die Ferne zu ziehen. Damals, während meiner Schulzeit in der 10. Klasse, hätte ich für ein Jahr ins Ausland, z.B. nach Amerika gehen können. Ich habe damals alle möglichen Ausreden, mir gegenüber er-, bzw. gefunden, um diese Chance nicht wahr zu nehmen: Tätigkeiten im Verein, Musik, Freunde, ein Jahr länger in der Schule, und und und. Alles, nur um mir nicht einzugestehen, dass ich einfach zu faul war, das bequeme zu Hause und mein eingespieltes Umfeld zu verlassen. Erst Jahre später habe ich erkannt, was ich da verpasst habe.

Dies war auch ein Grund, warum alles ermöglicht wurde, damit meine Kinder diese Chance wahr nehmen konnten. Sie waren in Amerika, Japan und Irland, jeder für ein Jahr und alle mussten sich durchbeißen.

Die Entscheidung für meine persönliche Reise fiel dann im Jahre 2002 und steht auch im Zusammenhang mit meiner Arbeit. Mit einer Dienstanweisung über die vertiefte Überprüfung unserer Anlagen flatterte mir eine Tabelle in die Hände, die bis in das Jahr 2030 reichte. Ein für mich damals unvorstellbar langer Zeitraum.  Ich hielt plötzlich das berufliche Leben in den Händen...

Ein Schlüsselerlebnis. Da musste irgendwo ein Knick rein:  Ich faltete das Blatt und der Knick lag im Jahr 2016. So war die Entscheidung gefallen und der Zeitraum fest gelegt.

Der Zeitraum war zudem perfekt: Die Kinder sind zwar noch nicht alle vollkommen selbständig, aber groß genug, dass sie auch mal ein Jahr ohne mich auskommen. Die Eltern sind fit und düsen selbst in der Welt umher und die Enkel gehen auch noch nicht bei uns ein und aus.

Es wurde dann nicht 2016, sondern 2017, da ich noch mitbekommen wollte, wie mein jüngster Sohn mit seinem Abi fertig wird und ich meinen 50. Geburtstag nicht alleine irgendwo am anderen Ende der Welt feiern wollte.

Die größte Herausforderung aber ist natürlich die Trennung von meiner Freundin für ein Jahr. Warum ich die Reise jetzt und dann noch  alleine durchziehe? Ich könnte warten, bis auch die Kinder meiner Freundin aus dem Haus sind, was ein Aufschub von ca. 3-5 Jahren bedeuten würde. Dann könnten wir zusammen reisen. Ich habe aber Angst, dass sich dann mein oben beschriebenes Zeitfenster geschlossen hat und ich gezwungen bin, die Reise aufzugeben.

Ich muss es jetzt also einfach durchziehen. Ein Aufschub oder ein gar ein Auslassen der Reise wäre nicht gut. Weder für mich, noch für meine Beziehung noch für mein gesamtes Umfeld.

Gut ausgestattet, mit Arbeits-Rückkehr-Garantie, Unfallversicherung, Haftpflichtversicherung mache ich mich also auf den Weg, die Welt zu erkunden. In der Reiserücktritsversicherung für eine einwöchige Sprachreise in Portugal steht sogar, dass ich bei Heimweh nach Hause fahren kann. Eine Klausel, die  mir ein Lächeln auf das Gesicht zauberte...