Volontario en Finca Siempre Verde
Ich hatte mich ja wie bereits geschrieben, in Arequipa\Peru auf einer Farm in Coste Rica angemeldet, um die Lonely Planet-Pfade zu verlassen. Als ich dann in Costa Rica nach zwei Wochen Strandurlaub und Dschungel-Hostel in Quepos am Swimming Pool lag, war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich jetzt in dieser Phase meiner Reise wirklich arbeiten will...
In dem Hostel in Quepos überlegte ich am Swimming-Pool, ob ich jetzt wirklich in den Dschungel auf eine Farm fahren soll, um dort für zwei Wochen körperlich zu arbeiten...
Will ich diese Traumstrände gegen einen schwülen Dschungel eintauschen?
Will ich diese Sonnenuntergänge mit einem kühlen Bier gegen
Schlangen, Mosquitos, und sonstiges Ungetier eintauschen?
Wer mich kennt weiß, dass ich Termine, Zusagen und Verträge immer einhalte und so kam eine kurzfristige Absage für mich überhaupt nicht in Frage. Start sollte wieder einmal 04:30 Uhr Morgens sein, daher hatte ich mich in Quepos in der Nähe des Busbahnhofes einquartiert, wie gesagt, in einem Hostel mit Swimming Pool. Zum Glück kam am Sonntag Abend gegen zehn noch rechtzeitig die Nachricht von der Finca, dass ich am nächsten Tag erst abends ankommen brauchte, da tagsüber niemand da sei. Mein Busticket umzutauschen war kein Problem, so fuhr ich also entspannt um 13:00 Uhr los.
Wer schon einmal in einem Busbahnhof in Südamerika oder Mittelamerika gestanden hat, weiß, dass es mehrere Kategorien gibt. Es gibt die großen von mir aus Brasilien oder Argentinien beschriebenen Busbahnhöfe, in denen es wie auf dem Flughafen zugeht mit Ausweißkontrolle, scannen der Koffer, Gepäckaufkleber und Videoüberwachung im Bus bei Abfahrt, oder eben die kleinsten der Busbahnhöfe wie hier in Quepos, wo allein die Abfahrtszeit bekannt ist, und auf dem Bus als Ziel z.B. "Costa Rica" steht...
Selbst die Einheimischen fragen immer wieder nach, wo denn dieser oder jener Bus hinfährt und wenn man Glück hat, ruft der Busfahrer gleich am Anfang das Ziel heraus. Erschwerend kommt in Quepos dazu, dass die Busse rückwärts einfahren und man am Bahnsteig das Ziel sowieso nicht lesen kann. Man kann sich aber sicher sein, dass ein Bus pünktlich abfährt. Leider fahren gut getacktet alle Busse gleichzeitig los... Meinen Vorsatz "Pura Vida", oder vielmehr "NO PANIC" ließ ich an diesem Tag einfach fallen und rannte 5 vor Eins von Bus zu Bus, denn meinen Bus hatte ich noch nicht gefunden und dieser sollte um 13:00 Uhr losfahren. Außerdem war dieser 13:00-Uhr-Bus meine einzige Chance für diesen Tag ins Mastertal zu kommen, mehr Busse fuhren nicht.
Man muss mir zu Gute halten, dass so gut wie keiner meine Ziele "Santa Rosa" und "Mastertal" kannten und genau mein Bus an diesem Tag 10 Minuten später kam... So konnte ich das Bild des panischen Ausländers wenigstens verteidigen . Chill doch mal Papa, hörte ich im Geiste Malte noch sagen, dann kam endlich mein Bus, nachdem alle anderen Busse und die meisten Passagiere weg waren.
1. Die Fahrt ins Mastatal
"Nehme den Bus ab Quepos in Richtung San Jose, aber sei sicher, dass es der Bus ist, der über Puriscal fährt. Frage zuvor den Fahrer. Wenn Du sicher bist, dass Du im richtigen Bus sitzt, steige in Santa Rosa aus. Der einzige Bus ins Mastatal kommt Nachmittags so gegen 17:30 Uhr".
Dieses Mal war die Fahrt wieder einmal das Ziel und ein Erlebnis für sich. Es begann damit, dass ich mich freute, fast allein in einem klimatisierten Bus zu sitzen. Keiner schien landeinwärts fahren zu wollen. Als nächstes freute ich mich, dass ich nicht vor lauter Panik in den Bus eingestiegen war (s.o.), der wenigstens bis Parrita fuhr, denn den überholten wir kurz vor Parrita, da er mit einer Panne liegen geblieben war.
Dann kam Parrita und der Bus wurde schlagartig voll. Jeder hatte drei bis vier Kartons oder Plastetaschen dabei, Kinderwagen oder sonstiges Sperrgepäck. Alles kam unten zu meinem Rucksack und ich fragte mich, wie ich den je wieder raus wühlen würde. Alles stand dicht an dicht, aber dann kam noch der Supermarkt und eine gleich große Ladung an Menschen und Plastiktüten kam dazu. Jetzt ging es auf die Schotterpiste ins Landesinnere und alle schluckten Staub.
Es genügte nicht, dass nur die Piste staubig war, vor uns fuhr auch noch ein dicker Laster...
Der Blick aus den Fenster hingegen war phänomenal und entschädigte die staubige Fahrt
Jede 2 Minuten verließ nun jemand den Bus und so zog sich die Fahrt. Um vier Uhr Nachmittags war ich dann in Santa Rosa angekommen, wo ich den Bus wechseln sollte (s.o.). Ich hatte 1,5 - 2 Stunden Aufenthalt an einer staubigen Kreuzung im Nirgendwo. Um nicht zwei Stunden warten zu müssen, hatte ich mir vorgestellt zu trampen, aber zum Trampen braucht es zwei Dinge: Erstens ein Auto oder Moped und zweitens eines das anhält. Wenn jedoch schon die erste Bedingung so gut wie nicht erfüllt wird, sinkt die Chance für die zweite Bedingung auf ein Minimum...
Da fuhr sie dahin, die einzige Mitfahrgelegenheit für die nächste halbe Stunde,
allerdings war das Moped mit zwei Personen schon ausgelastet
Ich wurde mir eben schönen Sonnenuntergang und ZikadenGEBRÜLL entschädigt.
Letzteres sollte mich für die nächsten zwei Wochen nicht verlassen
Es war total überraschend und schön. Er pflückte für mich eine Kokosnuss, öffnete sie mit der Machete, wir pflückten zusammen Orangen und ich war total happy.
So pflückt man eine Kokosnuss
So öffnet man wine Kokosnuss
Als Dankeschön schenkte ich ihm und seiner Tochter zwei Energieriegel, die ich noch im Rucksack hatte und zum ersten Mal fühlte ich mich aus einer anderen Welt und wirklich fehl am Platze, als sie so mit diesen in Plastik eingepackten Dingern da saßen und mich komisch anschauten.
Kurz vor sechs kam dann der Bus und ich erreichte das Mastatal. Marcos und Jenny, die Betreiber der Farm, sind ein junges und offenherziges Paar. Marcos ist Guide für den nahegelegenen Nationalpark NP Cangreja und Jenny hat nachhaltigen Tourismus studiert. Beide kennen sich super mit allen Tieren und Pflanzen in der Umgebung aus. In der Woche vor mir war eine große Gruppe anwesend, ich war aber für die kommenden zwei Wochen der einzige Volontär. Ich hatte mir zwar vorgestellt, mit vielen Leuten aus aller Welt zu arbeiten, morgens Yogakurse zu belegen und abends lustig Karten zu spielen oder selbst Salsa Kurse zu geben, aber ganz allein im Urwald für zwei Wochen ohne Internet war die ganz andere Erfahrung, die man laut Reiseführer außerhalb seines Komfortbereichs ja unbedingt suchen sollte... Ganz allein ist jetzt vielleicht etwas übertrieben. Mit mir waren ja Marcos und Jenny, die ich beim Arbeiten und zu den Mahlzeiten sah und dann ist noch ganz viel drum herum passiert, aber dazu später mehr...
Cerro Cangreja, der Blick vom Wohnzimmer der Finca Siempre Verde
Finca Siempre Verde Woche 1
Projekt 1 ist der Bau einer stabilen Bank. Dazu mussten Hölzer quer und längst zugeschnitten, anschließend geschliffen und abschließend geschickt zusammen gefügt werden. Traurig, dass man einen 50jährigen an einer Säge noch kurz einweisen muss, aber man muss mir zu Gute halten, dass ich in meinem Leben bisher die Latten immer in der richtigen Breite und Dicke vom Baumarkt bezogen habe und diese immer per Hand, bzw. höchstens mit der Stichsäge auf die richtige Länge gebracht habe (Wenn Bänke, Tische und Stühle nicht gar komplett von IKEA bezogen wurden). Marcos kennt sich sehr gut mit Holzarbeiten aus und da diese Bank für ihn selber sein sollte, haben wir beide uns wirklich alle Mühe gegeben, exakt zu arbeiten und nicht zu pfuschen. Nach einer Woche (täglich 4 Stunden Arbeitszeit) war die Bank noch nicht ganz fertig, aber ein Ende zumindest in Sicht...
Da steht sie , die Bank, sie muss nur noch zusammen gebaut werden
Jetzt weiß ich, warum Tischler in 3D denken können müssen
Arbeitsschutz geht vor
... passt
...fast fertig
...ganz fertig
Zwischendurch nahm mich Marcos zum Birding mit. Wir sahen das Nest eines Grey Headed Kite, jagten einen Black Bellied im Unterholz und beobachteten von der Terrasse aus Tucane. Kolibris konnte ich selbst mehrmals am Tag von meiner Hängematte aus beobachten. Der Grey Headed Kite war etwas Besonderes. Im Laufe der Woche kam ein anerkannter Ornithologe sowie mehrere Hobby Ornithologen, um sich das Nest zeigen zu lassen.
Tucan
Kolibri
Beim Birding im Unterholz
Grey Headed Kite - Jungvogel im Nest, der auf seine Mama mit den Fröschen wartet
Frosch
Katydid (Familie), es ist kein Grashopper (andere Familie)
Flusskrebs
Geflügelte Riesenschabe (bis 7cm) - Peppered Roach
Finca Siempre Verde Woche 2
Marcos und ich arbeiteten weiter an der Bank. Als zusätzliche Aufgaben für mich kamen das Pflücken von Früchten (Sternfrucht, Orangen, Mandarien, Limonen und eine Art von Apfel), das Herrichten von Hochbeeten und die Pflege des Kräutergartens hinzu.
Das Aufblühen eines kleinen Teils des Kräutergartens
nach meiner liebevollen Pflege und Durchforstung...
Die Ausbeute eines kurzen Streifzuges durch die Fruchtbäume
Herrichten von Hochbeeten
Was ich sonst noch so erlebt habe
Als ich am ersten Samstag eigentlich nur mein Bier aus der einzigen Bar im Mastertal holen wollte, hörte ich auf dem Fußballplatz Lärm. Ich trat näher und sah Leute beim Volleyball. Also trat ich hinzu und spielte mit. In der zweiten Woche wurde dann Volleyball zum festen Nachmittagsprogramm. Es trafen sich dort jeden Tag um fünf die Volontäre der Rancho Mastertal, hauptsächlich Amerikaner.
In meiner Freizeit habe ich zusätzlich alle Badegelegenheiten im Fluss und Wasserfälle der näheren Umgebung erkundet.
Hochzeit im Mastatal
Kattia und Orlando luden mich abends an der Bar zu ihrer Hochzeit ein. Kattia ist die Cousine von Jenny und Orlando ein Amerikaner mit puertoricanischen Wurzeln. Eine richtige costaricanische Hochzeit im Mastertal... Die erste seit über 20 Jahren. Ich war von den Socken. So viel musste organisiert werden: Was ziehe ich an? Schuhe mussten geputzt werden. Die Wanderschuhe oder die Sandalen? Ein Geschenk musste gebastelt, Hemden gebügelt und Hosen gewaschen werden. Warum hatte ich bloß meinen Anzug nicht mitgenommen? Richtig, es war kein Platz im Rucksack mehr.
Ich glaube ich war genauso aufgeregt wie das Brautpaar, nur dass ich freudig erregt war, bei einem solchen Ereignis dabei sein zu dürfen und es gar nicht mehr erwarten konnte. Ich half am Vortag bei der Reinigung des kommunalen Salons und war erstaunt, wie rustikal das zuging. Wände wurden mit dem Wasserschlauch abgespritzt und der Fußboden kurzerhnd unter Wasser gesetzt, so dass aller Schmutz, Staub und sonstiger Unrat einfach nach draßen gekehrt wurden.
Grundreinigung
Hemd wird gebügelt
Geschenk fertig gebastelt
Dann kam die Hochzeit: Beginn nach Tico-time war 16:00 Uhr
Ich war erst einmal überwältigt von der Dekoration, die das Team zustande gebracht hat. Der Raum war völlig verändert. Alle Familienangehörige und sonstige engere Verwandte waren einheitlich gekleidet. Ich hätte mir über das Outfit keine Gedanken machen brauchen, viele Gäste kamen so wie sie immer herum laufen, in kariertem Hemd, Jeans und teilweise Crocks oder Flipflops. Das Brautpaar war aufgeregt und die Zermonie sehr förmlich. Der Hochzeitstanz war spitze. Um zehn war dann Schluss! Die meisten Gäste waren aber schon vorher gegangen. Scheint aber normal zu sein und da sagt man, die Deutschen können nicht richtig feiern....
Einmarsch des Bräutigams, der Familie und der Braut (in dieser Reihenfolge)
Hochzeitstanz
Party
Das war es un, das Mastertal. Ich fahre für drei Tage nach San Jose in die Stadt, um dann an die karibische Seite von Costa Rica zu wechseln
Auf Wiedersehen Mastertal
Hallo San Jose - andere Welt
Nationaltheater
im Nationaltheatercafé
Mocca im Nationaltheatercafé

























































