Freitag, 13. Dezember 2024

Japan im Herbst und Besuch der japanischen Familie

 

Ryuan-ji-Tempel im Minho-Park
ミンホ公園の龍安寺

Das Shichi-Go-San (japanisch 七五三; wörtlich: „Sieben-fünf-drei“)

Mit der Enkelin japanische Gärten erkunden
孫娘と日本庭園を散策

der Fujisan ohne Schnee am 8. November 2024 von der Miho-Matsubara-Küste (Shimizu-Küste)
2024年11月8日 三保松原海岸(清水海岸)からの雪のない富士山


Warum heißt Japan eigentlich auch Nippon beziehungsweise Nihon?
なぜ日本は実際に日本または日本と呼ばれるのでしょうか?

Im Jahr 607 nach unserer Zeitrechnung eröffnete Kronprinz Shotoku Kaishi einen Brief an den Kaiser von China mit den Worten : "Der Kaiser des Ortes, an dem die Sonne aufgeht, schreibt an den Kaiser des Ortes, an dem die Sonne untergeht."  Gemeint ist natürlich die geografische Lage, aber es sollte auch verdeutlichen, dass der japanische Kaiser sich auf Augenhöhe mit dem chinesischen Kaiser sah, dem viel größerem Nachbarland. Auf japanisch bedeutet "Ursprung der Sonne" = "hi no moto". Wenn man die Schriftzeichen von "Sonne" und "Ursprung" zusammen nimmt und sie in ihrer japanischen Lesung ausspricht, kommt schließlich "Nippon" dabei heraus, bzw. "Nihon", je nach Lesart.

Anmerkung: Dieser Absatz ist sehr gekürzt. Historisch spielt noch der Konflikt zwischen dem großen China und dem flächenmäßig kleineren Japan eine Rolle. 

Mehr erfahrt ihr hier: Link: Warum heißt Japan eigentlich Nippon?

Aber nun zur Gegenwart:

Ankommen bei der japanischen Familie
日本人家庭に到着

Japan stand an Stelle Nr. 1 unserer Reiseplanung, da Enkelin Luna Anfang November das Shichi-go-san-Fest begehen sollte. (Anmerkung: Erste Ausführungen  zum Shichi-go-san-Fest (s. Blogeintrag "Reiseplanung" und weiter unten im Blog).

Aus Macao kommend (s. letzter Blog), erreichten wir den Flughafen Osaka (KIX) dank eines Upgrades der Fluggesellschaft nach 4 Stunden sehr ausgeruht. Arvid holte uns bei leichtem Nieselregen vom Kobe-Airport ab. Wir hatten das Shuttle-Boot vom Flughafen Osaka (KIX) zum Kobe-Airport (UKB) genommen und mussten so nicht per Bus die halbe Bucht von Osaka umfahren. Der Kobe-Airport ist ein  nationaler Flughafen, wird aber zur kommenden Weltausstellung (Expo 2025 13.04.-13.10.2025) größere Bedeutung erlangen, zumindest wird zur Zeit an einigen Stellen kräftig gebaut. 

So lässt es sich gut fliegen
これは良い飛び方です

Arvid, den wir seit über einem Jahr nicht mehr live gesehen hatten, begrüßte uns mit den Worten "Was seid ihr braungebrannt" und tatsächlich fühlten wir uns nach 2 Monaten Bali und insgesamt seit 5 Monaten auf Reise im leichten Nieselregen von Kobe wie aus einer anderen Welt kommend, was letztendlich ja auch so war :-) .

Arvid zeigte uns seinen Arbeitsplatz, was sehr beeindruckend war und so kamen wir leicht verspätet bei Luna und Yuka zu Hause in der neuen Wohnung zwischen Kobe und Osaka an. Arvid und Yuka waren erst kurz zuvor umgezogen und konnten uns so in ihrer Wohnung aufnehmen, was wir dankbar annahmen. 

Arvid, Ines und Ralf vor Arvid's Arbeitsplatz
アルビッドの職場の前にいるアルビッド、イネス、ラルフ

Wir wurden mit einem japanischen Festmahl von Yuka empfangen und wir konnten schon einmal üben, mit Stäbchen zu essen.

Enkelin Luna ist eine Sonnenschein und mit ihr konnten wir die kommenden Tage auf Spielplätzen verbringen, die nähere Umgebung erkunden oder zu Hause kochen.

Mit Opa schaukeln
おじいちゃんとスウィング

Mit Ines auf der Wippe
シーソーに乗るイネスと

Kochen mit Luna: Luna, schneidet die Pilze, paniert das Schnitzel und wäscht nachher sogar ab
ルナと一緒にクッキング: ルナはマッシュルームを切り、シュニッツェルにパン粉を付け、洗い物をします。

Heilung bei Manaca
マナカでの癒し

Meine schmerzende Schulter, die mich seit Rumänien Mitte Juli quälte, wurde bei Manaca in zwei langen Sitzungen ordentlich behandelt. Sie schmerzte zwar in den folgenden Tagen weiterhin, doch der Schmerz begann  zu wandern und trat an verschiedenen Stellen auf. Auch das Taubheitsgefühl in der Hand lies langsam nach. Nach 3 Wochen (zum Start unserer Pilgerreise (s. u.)) war ich fast schmerzfrei. Bis dato hatte ich mehrere Massagen auf Bali hinter mir, eine von einem Sportphysiologen, doch Manaca hatte es geschafft, die Verspannungen, die sich auf die Nerven gelegt hatten, nachhaltig zu lösen. 

Begrüßung bei Manaca
マナカへようこそ

Heilung bei Manaca
マナカでの癒し

Camping mit der Familie
家族でキャンプ

Die japanische Familie hatte sich schon  sehr auf uns gefreut und sich zur Begrüßung etwas Besonderes einfallen lassen: Ein Camping-Wochenende inkl. Onsen in der näheren Bergumgebung (Slow Nose Camping).  Es wurde ein geeigneter Platz angemietet und diverse Zelte aufgebaut. Ein riesen Spaß, v. a. für die Kinder. Der Campingplatz befand sich bei Nose, ca. 50 km nordwestlich von Kobe. Nachdem alle Zelte aufgebaut waren, wurde kräftig gegrillt. Jeder hatte etwas mitgebracht und es gab zur Verköstigung auch das berühmte Kobe-Fleisch, das einem sozusagen auf der Zunge zergeht. Sehr lecker oder "totemo  oishi" wie es auf japanisch heißt. Das kommt durch den hohen Fettanteil der sich durch das gesamte Fleischstück zieht. Ein Feuer wurde ebenfalls angefacht, Ines hatte Knüppelteig vorbereitet und auch die Marshmellows schmeckten gegrillt hervorragend. Mayumi hatte einen Übersetzer mitgebracht und wir hatten viel Spaß beim lernen von komplizierten deutschen und japanischen Sätzen :-)

Es wurde Abends richtig, richtig kalt und wir bekamen einen Vorgeschmack auf unsere geplante Pilgertour (s. u.). Das war der Anlass, dass wir nach dem Camping mehrer Einkaufstouren in den nahegelegenen Second-Hand-Laden bei Arvid und Yuka machten und uns erst einmal mit dicken Jacken, Hosen, Regenzeug und Pullovern ausrüsteten, denn diese hatten wir seit Beginn unserer Reise nicht benötigt und deshalb weitestgehend entsorgt. 

Am zweiten Tag machten wir einen Ausflug in einen Onsen. Ein Onsen ist, für alle, die es noch nicht wissen, eine heiße Quelle und eine der beliebtesten Attraktionen Japans. Die Quellen sind in der Regel über 25°C heiß und verfügen über mindestens eines der offiziellen Elemente wie Lithium, Schwefel, Natriumchlorid oder Eisen. Meist ist das Wasser um die 40°C und damit so heiß wie eine Badewanne. Der ausgeprägte Vulkanismus macht es halt möglich. Der ausgewählte Onsen war der "Rurikei-Onsen". Wir hatten diesen gewählt, da ein Schwimmbad angegliedert war und es sich in den meisten Bereichen um einen gemischten Onsen handelte. Oft werden Männer und Frauen in den Onsen getrennt, entweder räumlich oder tageweise, weshalb man bei der Wahl des Onsen aufpassen muss, wenn man gemeinsames Vergnügen haben möchte. In den gemischten Bereichen trägt man Textilien, in den getrennten Bereichen ist man nackt. Tattoos sind verboten, weshalb man oft Menschen mit langärmeligen Hemden und Hosen im Badebereich sieht (Anmerkung: Das ist meine Theorie. Es kann natürlich auch sein, dass aus persönlichen Gründen manche Leute keine nackte Haut zeigen möchten). 

Legendär sind die Bilder von Affen im Schnee, die in einem Naturonsen sitzen. Ein  solches Foto konnte ich nicht machen, aber  Ines und ich haben auf unserer Pilgerreise (s. u.) auch in einem Naturonsen gelegen, zum Glück ohne Schneekulisse.

Abends wurde wieder lange zusammen gesessen und wir genossen bei Feuer eine sternenklare und wieder sehr kalte Nacht. Ines und ich hatten auf dem Campingplatz 2 Schlafsäcke ausgeliehen (Marke Coleman), die unglaublich kuschelig waren, so dass uns die kalte Nacht nichts ausmachte.

Am 3. Tag mussten wir dann schon schon abbauen. Es war morgens sehr kalt und alle Zelte waren  voller Tau. Die Sonne leckte bald den gesamten Tau auf und wärmte uns von außen und innen. Ein rundum gelungenes Wochenende. Zum Schluss fuhren wir dann noch auf einen lokalen Markt, von dem es in jeder  Region einige gibt. Man kauft regionale Sachen ein, trifft sich und isst gemeinsam.

Cousins und Cousine
いとこ

Zeltlager im Nose-Camp
能勢キャンプでのキャンプ

Feuer machen wie einst die Höhlenmenschen
かつて穴居人がやったように火を起こす


Am Lagerfeuer
キャンプファイヤーで


Abschlussfoto
卒業写真

Das Shichi-Go-San-Fest
七五三


Shichi-Go-San (七五三, wörtlich „sieben-fünf-drei“) ist ein traditionelles japanisches Übergangsritual und Festtag für drei- und siebenjährige Mädchen sowie fünf- und manchmal dreijährige Jungen. Es findet jährlich um den 15. November statt und feiert das Wachstum und das Wohlergehen kleiner Kinder. Da es kein nationaler Feiertag ist, wird es im Allgemeinen an einem Wochenende im November begangen, je nachdem, wann man einen Termin im Tempel bekommt. 

Es soll das Überleben von Kindern feiern, da die Säuglings- und Kindersterblichkeitsraten in früheren Jahrhunderten höher waren. Die Altersangaben 3, 5 und 7 entsprechen der ostasiatischen Numerologie, die besagt, dass ungerade Zahlen Glück bringen.

Wenn man einen Vergleich ziehen möchte, dann evtl. mit unserer Kommunion (kath.) oder Konfirmation (prot.), auf jeden Fall ein bedeutendes Ereignis für die ganze Familie und wir waren glücklich, dabei sein zu können. 

Die Festvorbereitungen waren enorm: Termine, Essen, Kimonos. Dann kam der große Tag. Luna spürte wohl die Aufregung und war an diesem Tag zu wenig Kompromissen bereit, was ihr Aussehen angeht. Schon eine Woche zuvor versuchte Yuka ihr die traditionellen japanischen Sandalen (Geta) anzuziehen, was damit beginnt, dass man spezielle Socken, die den großen Zeh vom Rest der Zehen trennt (sogenannte Tabi-Socken), überstreift. Als "Geta" werden die japanische Holzschuhe bezeichnet, die zusammen mit traditioneller Kleidung wie zum Beispiel dem Kimono getragen werden. Typisch für Geta sind die hohen Sohlen, die in der japanischen Kultur, welche schon immer Reinlichkeit als hohe Tugend ansah, in früherer Zeit den Fuß auf Distanz zum Unrat auf der Straße hielten.

Luna mochte das für sie fremde Gefühl an den Füßen nicht. Ich hatte mir dann auch solche Tabi-Socken gekauft, um als Opa ein Vorbild zu sein. Ich finde sie total praktisch, z.B. wenn man Flipflops anzieht ;-) Ein einziges Mal hatte ich es geschafft, Luna für ein paar Sekunden die Socken anzuziehen, weil sie neugierig war, aber das war es dann auch. Man muss dazu sagen, dass Luna zu Hause immer barfuß läuft, der Boden, der ein wenig federt lädt auch wunderbar dazu ein. Außerdem rutscht man nicht, wenn man immer hin- und herläuft.

Für die Geta-Sandalen fand sich eine Alternative: Sehr schicke silberne Schuhe, die Luna von Beginn an liebte. Den Kimono anzuziehen war dann ebenfalls, wenn auch ein kleineres Problem. Da Luna seit einiger Zeit sehr auf Disney's Prinzessin Elsa ("Frozen") und deren Kleider steht, von denen sie einige im Schrank hat und die zu jedem Anlass getragen werden, wollte sie natürlich hübsch aussehen und dazu sollte das Elsa-Kleid gehören und kein fremder Kimono.

Das alles betrübte Yuka ein wenig, denn sie hatte sich die festliche Kleidung für Luna so schön ausgemalt und vorgestellt. Luna trug den Kimono von Yuka, als sie drei Jahre alt war und Mayumi trug den Kimono ihrer Mutter.

Morgens konnten wir zum Tempel laufen, was für die Frauen in  ihren Kimonos etwas beschwerliche war als für Arvid und mich in unseren Anzügen. Das Wetter war wie bestellt, Sonne satt und es sollte ein sehr festlicher und schöner Tag werden.

Zu Fuß zum Tempel
神社まで歩いて行きます

Traditionelle Fußbekleidung (Geta)
伝統的な履物(下駄)

Ines und ich wurden in die Rituelle Reinigung eingewiesen, die man vor jedem Tempel oder Schrein durchführt. 

Rituelle Reinigung
儀式的な浄化

Wir nahmen an der Zeremonie teil, der Priester  machte mitten in der Zeremonie eine Pause, weil er Mayumi erkannte und überrascht war. Mayumi ist in einem anderen Stadtteil sehr engagiert und für ihn war es eine Überraschung, sie hier zu sehen. 

Im Tempel
寺院内

Nach der Zeremonie gab es eine Foto-Session. Luna, sonst sehr fotobegeistert, hatte wohl den Druck mitgekommen, der auf ihr lastete und wollte nicht so recht alles mitmachen, was bei den Umstehenden zu allerlei Motivationsanstrengungen führte. Wenn man sich die Bilder im Nachhinein anscheut, sind diese sehr schön geworden und ich muss immer noch lächeln, wenn ich weiß, wie einige entstanden sind. Auf jeden Fall eine Erinnerung, die lange andauern wird...

Die Fotografen bemühen sich, die beste Einstellung zu finden
写真家はベストショットを見つけようとします

Ein schönes Abschlussfoto
素敵な最後の写真


Danach ging es nach Hause und es wurde aufgetischt: Sushi, Fleisch, Kuchen. Am Abend versuchten wir uns alle beim Karaoke und nach ein paar Gläsern Sake und Pflaumenwein wurden die Stimmen immer besser.

Kuchen
ケーキ

leckeres Essen
おいしい寿司

Erkundungen der näheren Umgebung
周辺エリアの探索

Arvid und zetweise auch Yuka mussten  arbeiten und so machten Ines und ich uns auf, die nähere Umgebung zu erkunden. So oft es sich anbot, nahmen wir gerne Luna mit und zeigten ihr neue Spielplätze, einen großen Strand und das Meer. 

Rasante Kurve auf einer neuen Rutsche
滑り台の速いカーブ

Schaukeln 
ロック

Stolzer Opa 
自慢のおじいちゃん

Luna am Strand
ビーチのルナ


Eicheln sammeln 
ドングリを集める

Mit Luna japanische Gärten erkunden 
ルナと一緒に日本庭園を探検

Schön war es, wenn auch Yuka Zeit hatte, mitzukommen. So spielte Yuka mit uns Haschen auf dem Spielplatz und zeigte uns den berühmten Nishinomiya-Schrein. Der Schrein entstand im Jahr 1872. Der Ursprung des Schreins ist im Detail nicht bekannt, aber es ist anzunehmen, dass seit der Muromachi-Zeit das Volk den Ebisu als Gott der Fischerei und des Handels verehrt. In der aktuellen Zeit ist der Schrein dadurch berühmt, dass alljährlich ein Neujahreslauf abgehalten wird:  Jedes Jahr am 10. Januar veranstaltet der Nishinomiya-Schrein bei einer Neujahrsveranstaltung ein traditionelles Ritual, das Wohlstand und Glück im Geschäftsleben bringen soll (Quelle: https://www.msn.com/de-ch/sport/allgemein/das-traditionelle-rennen-der-gl%C3%BCcklichsten-m%C3%A4nner/ar-BB1rf60a) 

Es versammeln sich die per Los ausgewählten Läufer vor dem Haupttor des Komplexes und beginnen zu den Klängen von Trommeln zu laufen. Die ersten drei, die die 230 Meter entfernte Haupthalle erreichen, gewinnen den Titel "Glückliche Männer". Sie erhalten für ein Jahr Sake und Reis. Dabei geht es recht ruppig zu, wenn es in die Kurven geht. 
 
Nishinomiya-Schrein 
西宮神社

Kois füttern 
鯉に餌をやる


Nishinomiya-Schrein
西宮神社

Neujahresrennen im Nishinomiya-Schrein
西宮神社での新年レース
(Quelle: https://sumikai.com/nachrichten-aus-japan/kultur/student-gewinnt-neujahrs-rennen-in-japanischem-schrein-325496/)


Kobe Nanobiki Herbes Garden und Nunobiki Falls
布引の滝(雄滝) & ハーブ園山頂駅

In der Nähe der Station Shin-Kobe kann man mit einer Gondel den Berg hinauffahren und über einen schönen Naturpfad wieder hinunterwandern. Von der Gondel aus und natürlich oben von der Bergstation hat man eine schöne Aussicht auf Kobe und die Bucht von Osaka. Falls man Platz findet, kann man dabei auch ein warmes Fußbad auf der weiter unten gelegenen "Veranda von Kobe" nehmen. Verwirrend mag es erst einmal sein, dass man oben auf dem Berg von einem Burgtor und einem Rasthaus, dessen architektonisches Vorbild die deutsche Wartburg ist, erwartet wird. Anmerkung: Die Wartburg liegt bei Eisenach. Das ist die Burg, in der Luther beim Übersetzen der Bibel sein Tintenfass gegen die Wand geschmissen hat, wo er den Teufel gesehen hat. (Wahrscheinlich war er einfach ob der großen Aufgabe überfordert. So geht es mir übrigens beim Schreiben des Blogs auch manchmal, nur habe ich kein Tintenfass...). Wie dem auch sei, den Garten kann man zu jeder Jahreszeit besuchen, wir waren zum Wein- und Bierfest angekommen und konnten bei einer Bratwurst und einem deutschen Bier (Marke Allgäuer Hirschbräu) oder deutschem Wein (z. B. Bocksbeutel) erst einmal die anstrengende Gondelfahrt verarbeiten.  


Blick über Kobe und die Bucht von Osaka
神戸と大阪湾の眺め



Bier- und Weinfest
ビールとワインのフェスティバル


Burgtor und Rasthaus nach Vorbild der Wartburg
ヴァルトブルクを模した城門と休憩所

Herbstliche Grüße im Oktober 2024. Wir waren in Japan wieder in der gleichen Jahreszeit wie in Deutschland angekommen.
2024年10月の秋のご挨拶。ドイツと同じ時期にまた日本に来ました。

Auf dem Pfad nach unten kommt man an sehr vielen schönen Kräuterfeldern vorbei. Es gibt rund 75.000 Kräuter- und Blumenarten, der Schwerpunkt liegt dabei auf den Kräutern, die im täglichen Leben von Nutzen sind (Angabe Wikipedia). Mich interessierte v. a. der Stausee, aus dem Trinkwasser für die Stadt Kobe gewonnen wird und natürlich die Nunobiki Wasserfälle.  Die Nunobiki-Wasserfälle bestehen aus einer Reihe kaskadenförmiger Wasserfälle. Sie haben eine wichtige Rolle in der Kunst und Literatur des Landes gespielt und wurden als einige der schönsten „göttlichen Fälle“ in Japan bezeichnet.


Auf dem Weg 
途中で





Nunobiki Falls/ Meotodaki-Falls
布引の滝・夫婦滝

Chinatown
チャイナタウン

Chinatowns gibt es in jeder großen Metropole weltweit. Die älteste Chinatown von Japan ist die von Nagasaki, die auf das 17. Jahrhundert zurückgeht. Die anderen Chinatowns, v. a. in Yokohama und Kōbe, entstanden nach der Hafenöffnung Japans, als sich Ausländer nur in bestimmten zugewiesenen Gegenden der Vertragshäfen niederlassen durften (Quelle: Wikipedia).

Leider regnete es, als wir Chinatown am Abend besuchten. Doch es war trotzdem ein Erlebnis, da die Gassen und die Stände wunderschön illuminiert waren. 


Chinatown in Kobe
チャイナタウン

Japanischer Garten in Kobe (Sorakuen-Garden)
神戸の日本庭園(相楽園)

Ines freute sich in Japan sehr auf die japanischen Gärten. Und was gibt es Schöneres, als einen japanischen Garten zusammen mit Enkelin Luna erleben zu dürfen? Wir fuhren in einen nahe gelegenen Garten, dem Sorakuen-Garden. Der Garten war gut mit dem Zug zu erreichen und es war schönes Wetter angesagt. 


Im Zug
電車の中で

Der Sorakuen-Garden liegt auf einem Grundstück, das früher dem Vater des ehemaligen Bürgermeisters von Kobe gehörte. Es wurde Anfang des 20. Jahrhunderts fertiggestellt, 1965 von der Stadt Kobe gekauft und ist nun für die Öffentlichkeit zugänglich. Zu den herausragenden Merkmalen gehört ein traditioneller japanischer Garten im Stil eines Springbrunnenteichs mit Trittsteinen und einer Steinbrücke. Weitere Höhepunkte sind ein über fünf Jahrhunderte alter Kampferbaum sowie wunderschöne Azaleen, die im Frühling blühen und im Herbst leuchtend rote Blätter haben. 


Eingang Sorakuen-Garten
相楽園入口



In japanischen Gärtern wird nichts dem Zufall überlassen. Im Mittelpunkt eines japanischen Gartens müssen Harmonie, Natur und Symbolik stehen. Wasserspiele wie Teiche und Wasserfälle sind unerlässlich. Felsen und Kies stehen für Frieden und Reinheit. Pflanzen wie Ahorn und Kirschblüten bringen Farbe ins Spiel. 


Traditioneller Japanischer Garten 
伝統的な日本庭園

Wir zahlten einen kleinen Obolus und konnten uns ganz der beginnenden Herbstfärbung zuwenden.


Traditioneller Japanischer Garten vor moderner Architektur
近代建築の前にある伝統的な日本庭園


Teehaus
茶屋

Ikuta-Shrein in Kobe (Hochzeitstempel und Wasserwahrsagerin)
生田神社 神戸(縁結びの寺・水占い)

Ich zeigte Ines den Ikuta-Schrein in Kobe, in dem Arvid und Yuka 2018 geheiratet haben. Der Ikuta-Schrein ist ein Shintu-Shrein und zählt zu den ältesten des Landes. Interesssant ist, dass er in seiner Geschichte mehrmals verlegt wurde. Ursprünglich wurde er auf dem Berg, östlich des Nunobiki-Wasserfalls (s. o.) errichtet. Im 7. Jahrhundert musste er während der ersten Aufstiegsphase des Buddhismus in Japan dem Kloster Ryūshō-ji weichen und im 8. Jahrhundert wurde durch umstürzende Kiefern während eines Hochwassers schwer beschädigt, so dass er nochmals an seinen heutigem Standplatz neu errichtet wurde. Das Anpflanzen von Kiefern wurde verboten, stattdessen finden sich nun insbesondere mächtige Kampferbäume im Umfeld des Schreins (Quelle Wikipedia). 

Ein sehr alter Kampferbaum, der durch ein Feuer fast zerstört wurde, steht auf dem Tempelgelände. Da er mittlerweile wieder zarte Triebe sehen lässt, kann man an ihm für Gesundheit beten, was ich auch intensiv getan habe. Ich betete für mein Herz, das letztes Weihnachten operiert wurde und meine Schulter (s. o.).



Ikuta-Shrein
生田神社


Blick zurück durch das Eingangstor. Man sieht, dass auch hier das Schichigosan-Fest gefeiert wurde. 
入場ゲートを通って振り返る。ここで七五三祭が行われたこともわかります。
 

Alte Kampferbäume 
クスノキの古木


Die Wasserwahrsagerin hat uns eine gute Reise, Gesundheit und Glück vorausgesagt. Man kauft ein Blatt magisches  Papier, legt es in eine heilige Quelle und es erscheint die Wahrsagung:




In fast allen Kategorien haben wir großes Glück vorausgesagt bekommen :-)
私たちはほぼすべてのカテゴリーで非常に幸運であると予測されていました


Ausflug auf den Berg Rokko und Osaka bei Nacht
六甲山と夜の大阪への小旅行

Arvid und Yuka boten uns ein Highlight der besonderen Art: Nach Einbruch der Dunkelheit fuhren wir auf den Mount Rokko um an einem Aussichtspunkt eine fantastische Übersicht über Osaka und die Bucht zu bekommen. Ein wundervolles Lichtermeer und es war sehr kalt. Wir lernten eine weitere Annehmlichkeit in Japan kennen: Aus dem Automaten bekommt man nicht nur überall Kaffee und Getränke, sondern auch heißen Kaffee und heißen Kakao. Bezahlen kann man dies, falls das Kleingeld fehlt mit der Icoca-Card, mit der man auch Zug und Bus fahren kann. 

Die Aussicht war fantastisch, aber es war furchtbar kalt


Aussicht vom Berg Rokko
六甲山からの眺め


Aussicht vom Berg Rokko
六甲山からの眺め

Wochenendausflug in die Präfekturen Shiga und Nara mit Hiroharu und Arvid
ヒロハルとアルビッドとの滋賀県と奈良県への週末旅行

Die japanische Familie hatte sich intensiv auf unseren Besuch vorbereitet und Hiroharu, der Vater von Yukas Schwager hatte uns schon lange versprochen, den Biwa-See und seine Umgebung zu zeigen. Er ist dort aufgewachsen. Der Biwa-See ist der größte See Japans. Zur Einordnung: Mit einer Flächengröße von 674 km² ist er flächenmäßig größer als unser Bodensee (536 km²). Allerdings ist er auf weiter Strecke nicht sehr tief, so dass sein Volumen (27,5 km³) nur knapp halb so groß ist, wie das Seevolumen unseres Bodensees (48 km³). Er dient neben der Fischerei u. a. der Trinkwassserversorgung für die Provinz Kyoto. Um den See kann man mit dem Rad herumfahren (ca. 200 km) und an vielen Stellen Picknicken und Zelten. 

Wir haben den Biwa-See im mystischen Morgennebel kennengelernt. Erste Station, die sich Hiroharu für uns ausgesucht hatte, war der Himurehachimangu-Schrein. Ein beeindruckender Schrein aus altem Holz. Der Felsen, der hinter der Haupthalle des Heiligtums steht, und der feierlich wirkende Spiegelteich geben dem Ort die Ruhe und Heiligkeit.


Himure-Hachiman-Schrein, liebevoll „Hachiman-sama“ benannt
「はちまんさま」の愛称で親しまれる日牟禮八幡神社

Auf dem weiteren Weg um den Biwa-See machten wir eine Flussfahrt in einem alten Kanal. Die Ortschaft Ōmihachiman wird durch einen Kanal durchzogen, auf dem man eine Flussfahrt buchen kann. Er diente ursprünglich dem Transport von Ziegeln aus einer alten Ziegelei, war zwischendurch verlandet und wurde nun wieder vollständig restauriert. Die Stadt und der Kanal sind malerisch schön, so dass sie öfter als Filmkulisse dienten und tatsächlich wurde an diesem Tag auf einer Brücke das Video einer Boygroup gedreht. 






Die Tour wurde in einem traditionellem japanischen Restaurant beendet. Das Essen war auch hier wieder ein formvollendetes Kunstwerk :-)




Wir fuhren weiter zu der Burg Hikone. Sie besitzt einen Burgturm, der zu den schönsten der zwölf Burgen mit original erhaltenen Tenshu (höchster Turm einer Burg) zählt, und zu den fünf Burgen, die als Nationalschatz eingestuft sind. Auch hier wurden viele historische Filme gedreht. Hiroharu erzählte uns, dass ein Verwandter von ihm früher auf dem Hof der Burg einen Essensstand hatte und er zeigte uns den ehemaligen Standort. So spielte Hiroharu früher oft auf dem Burggelände. Das Innere der Burg war beeindruckend eng und die Treppen sehr steil. So wurde der Aufstieg auf eine weitere Ebene ein regelrechtes Event.




Als wir aus der Burg kamen, fing es leider an zu regnen, so dass der Gang durch den angrenzenden japanischen Garten nicht die leuchtenden Farben hatte, die man sich bei einem Gang durch einen japanischen Garten erhofft. Wir nahmen jedoch an einer Tee-Zeremonie teil, ein schönes Erlebnis, v. a. weil die Teemeisterin im Nachhinein begeistert von Arvids guten japanisch-Kenntnissen war und sich ein tolles Gespräch entspann.


Am Abernd trafen wir die Familie in Shiga und wir gingen in ein japanisches Restaurant mit einer heißen Platte in der Mitte des Tisches (Teppenyaki). Die ursprüngliche Herkunft von den auf der Stahlplatte zubereiteten Gerichten ist nicht gesichert. Nach einer Theorie kam die Zubereitungstechnik vor rund 500 Jahren durch die spanischen Piraten nach Japan. Sie sollen keine Töpfe auf ihren Schiffen gehabt haben, weswegen sie einfach eine Eisenplatte erhitzten. Auf ihr bereiteten sie sich warme Speisen zu, insbesondere Fisch. Gesichert ist, dass Misono in Kobe das erste japanische Restaurant war, in dem ein Koch vor den Augen der Gäste auf einer heißen Platte Gerichte zubereitete. Von dort verbreitete sich Teppanyaki auf ganz Japan. Auch Europäer und Nordamerikaner fanden Gefallen daran, weswegen es sich in diesen Regionen der Welt etabliert hat (Quelle Wikipedia).



Am folgenden Tag fuhren wir nach Kyoto. Kyōto war von 794 bis 1868 Sitz des kaiserlichen Hofes von Japan. 14 Tempel und Shintō-Schreine wurden zusammen mit drei anderen in den benachbarten Städten Uji und Ōtsu 1994 zum UNESCO-Welterbe Historisches Kyōto (Kyōto, Uji und Ōtsu) erklärt (Wikipedia).

Ich war bei meinem Besuch 2017 bereits in Kyoto, war aber sehr beeindruckt und hatte noch Wünsche offen. Zum Beispiel wollte ich gern den Goldenen Tempel sehen. Es gibt auf einer Japan Reise viele japanische Pavillons zu bewundern, aber einer der beliebtesten Sightseeing-Spots ist und bleibt der Kinkakuji Tempel, auch als Goldener Pavillon bekannt. Der Tempel zählt zu einem der vielen japanischen UNESCO-Weltkurbeerbe Stätten die sich in Kyoto auf engem Raum sammeln. 

Die zwei obersten Stockwerke des Kinkakuji sind vollständig mit Blattgold überzogen, daher der Name Goldener Pavillon oder Goldener Tempel Kyoto (Quelle: https://www.japan.travel/de/de/story/goldener-pavillon-in-kyoto-kinkakuji/#:~:text=Der%20Kinkakuji%20Tempel%20(%E9%87%91%E9%96%A3%E5%AF%BA)%2C,ist%20und%20bleibt%20der%20Kinkakuji.).

Es begann bereits eine leichte Herbstfärbung, so dass der Goldene Tempel in seiner ganzen Pracht fotografiert werden konnte. 





Natürlich waren wir auch hier nicht alleine. Ein sonniger Tag, die beginnende Herbstfärbung und der Tempel an sich ließ allerlei Nationalitäten zusammenkommen.


Als zweiten Tempel hatte Arvid den Shōden-ji Tempel (Buddhistischer Tempel) herausgesucht. Shōden-ji ist ein kleiner Tempel mit schönem Garten und dazugehöriger Aussicht, liegt aber etwas abseits und hoch auf dem Berg, so dass er nur mit Mühen zu erreichen ist. Neben einem Steingarten mit Rhododendren findet man hier noch eine Aussicht auf den Berg Hieizan. 

Was für eine Wohltat nach dem Touristischen Highlight im Herzen der Stadt. Wir saßen nur mit einer Handvoll weiterer Touristen auf der Veranda, schauten in den Steingarten und auf den entfernten Berg und konnten zur Ruhe kommen.




Noch am gleichen Tag führte uns Arvid durch Nara. Nara war in der Nara-Zeit von 710 bis 784 unter dem Namen Heijō-kyō die Hauptstadt Japans. Aus dieser Zeit stammen die meisten der großen Tempelanlagen. Zwar verlor die Stadt nach der Verlegung der Hauptstadt nach Kyōto an Bedeutung, die buddhistischen Tempel und Shintō-Schreine jedoch bauten ihre Macht schrittweise aus und überstanden bis heute. Wegen seiner vielen alten und gut erhaltenen Tempel gehört Nara mit zu den bedeutendsten touristischen Zielen in Japan. Mehrere Tempel, Schreine und Ruinen in und um Nara sind Teil des UNESCO-Weltkulturerbes (Wikipedia). Viele davon haben wir gesehen. Es begann damit, dass Arvid in der Bahn eine Werbung für das Lichterfest, das ganau an diesem Wochenende stattfinden sollte, gesehen hatte. Also machten wir uns flugs auf den Weg. Wir gingen nach maps.me den direkten Weg, der sich im Nachhinein als gesperrt herausstellte (da er nicht beleuchtet war), doch hatten wir im dunklen Wald damit ein persönliches mystisches Erlebnis. Am Kasuga-Taisha-Tempel angekommen, wurden wir von hunderten beleuchteten Laternen verzaubert. 



Light-Up in Kasuga-Taisha
春日大社

Ein unglaubliches Erlebnis und nur möglich, weil Arvid als "Local" im Zug die Werbung entziffern konnte. Mit dem Bus fuhren wir zurück ins Hotel und für den kommenden Morgen hatte Arvid ein besonderes Frühstücks-Lokal gefunden. Es handelte sich um eine alte Fabrik. Diese wurde 1925 zur Herstellung von Joghurtgetränken errichtet. Die Fabrik war bis etwa 1980 in Betrieb. Nach fast 30 Jahren Ruhe wurde das Gelände renoviert und am 3. November 2009 eröffnet. Der Name „Kojoato“ bedeutet wörtlich „alte Fabrik“. Es gab traditionelles japanisches Essen.


Frühstück im „Kojoato“ 
「古城跡」で朝食


Frisch gestärkt machten wir uns auf zum ersten Tempel: Der Tōdai-ji ( „Großer Tempel des Ostens“) ist ein buddhistischer Tempel. 

Die Haupthalle ist mit einer Breite von 57,01 Metern, einer Tiefe von 50,48 Metern und einer Höhe von 48,74 Metern das größte rein aus Holz gebaute Gebäude der Welt (Wikipedia). Sie beherbergt die größte buddhistische Bronzestatue des Großen Buddha  Vairocana . Die große Halle des Tōdai-ji , welche 1708 neu aufgebaut wurde, soll ursprünglich noch um ein Drittel größer gewesen sein. Die aus Bronze gegossene Figur ist alleine 15 m hoch, 452 t schwer und mit Sockel ca. 18 m hoch. Die Zahlen können nur ungefähr ausdrücken, welche Dimensionen einen erwarten, wenn man zum großen Tempel kommt. 


Tōdai-ji 東大寺


Buddha Vairocana (Birushana 毘盧遮那仏)

Natürlich gibt es noch viel mehr Tempel im Nara-Park, aber alle Fotos zu zeigen, die wir gemacht haben, würde hier alles sprengen. Eines möchte ich aber noch erwähnen: Die frechen Sika-Hirsche. Man kann Futter für sie kaufen und wenn man sich verbeugt, verbeugen sie sich auch. Man sollte aber keine Kekse offen bei sich herumtragen oder essen, denn so höflich sie anfangs auch scheinen, was Kekse angeht, kennen sie keine Hemmungen...


Sikha-Hirsch 
シカ鹿


Fahrt nach Tokio mit dem Shinkansen
新幹線で東京へ


Der Shinkansen im Bahnhof von Shin-Osaka
新大阪駅の新幹線


Viel Platz im Innenraum des Shinkansen, auch für die Reisekoffer. Unvorstellbar in Deutschland
新幹線の車内にはスーツケースも入るスペースがたくさんあります。
ドイツでは考えられないこと

Natürlich wollten Ines und ich einmal mit dem legendären japanischen Schnellzug fahren. Er sieht super aus, fährt super schnell und ist super pünktlich. Zudem bietet er im Innenraum sehr viel Platz. Alles Attribute, die man mittlerweile der Deutschen Bahn leider nicht mehr zuordnen kann. Eine Fahrt von Osaka nach Tokio kostet mit dem Shinkansen 5479 JPY, das sind umgerechnet 35 Euro. Dafür fährt man die knapp 500 km in unter 2.5 Stunden mit einer Geschwindigkeit von 280 km. Man merkt die Geschwindigkeit im Zug kaum, nur wenn man aus dem städtischen Bereich kommt und der Zug das Tempo anzieht, bekommt man ein Gefühl von der Geschwindigkeit.


Blick aus dem Fenster bei der Vorbeifahrt von Kyoto
京都を通り過ぎるときの車窓からの眺め

Wir sind aber nicht die ganze Strecke gefahren, weil wir in Shizouka ausgestiegen sind, um den Fujiyama zu sehen (s. u.)

Von Shizouka nach  Tokio haben wir dann den Regionalzug genommen. Die Strecke von Osaka nach Tokio wird auch empfohlen, da man den Fuji aus dem Shinkansen heraus sehen kann, die Fensterseite ist immer schnell reserviert. Im Regionalzug von Shizouka nach Tokio hingegen katten wir länger und bei größeren Fenstern das Vergnügen :-)

Die Vorsilbe "Shin" weist immer darauf hin, dass der Schinkansen dort hält. So sind wir in Shin-Osaka in den Shinkansen eingestiegen und in Shin-Shizouka ausgestiegen. Der Begriff „Shinkansen“ bedeutet wörtlich „neue Hauptstrecke“ und war ursprünglich die Bezeichnung für die Schnellfahrstrecke. Doch inzwischen meint man damit allgemein die bis zu 320 km/h schnellen japanischen Superzüge. 

Auch für den ICE wurden neue Strecken gebaut, ich frage mich, warum das in Deutschland nicht funktioniert. In Rumänien und Bulgarien waren die Leute erstaunt darüber, dass in Deutschland die Züge nicht verlässlich sind. Noch immer hält sich die Mär von der Pünktlichkeit der Deutschen Bahn. Erst die Fußball-EM 2024 hat vielen Europäischen Ausländern die Augen über die Unzulänglichkeit des Deutschen Schienennetzes geöffnet und war Gegenstand vieler Pressemeldungen (z. B.: Artikel in stern.de/sport/fussball/em-2024.


Miho no Matsubara (Miho Kiefern Küstenwald) und die Hagomoro-Legende
三保松原と羽籠伝説


Der Küstenkiefernwald mit nachweislich über 300 Jahre alten Kiefern
樹齢300年を超える松があるロッジポール松林


Schrein
三保松原 世界遺産富士山の看板

Die Hagoromo-Legende
羽衣伝説



Ines hatte auf einer Webseite die 30 schönsten Orte in Japan herausgesucht, von denen man den Fuji sehen kann. Der Küstenkiefernhain Miho-no-Matsubara Pine Grove mit dem Fuji im Hintergrund ist in Kunstwerken aus vergangenen Jahrhunderten dargestellt und bietet traditionell eine der berühmtesten Ansichten des Bergs. Er liegt an der Strecke zwischen Osaka und Tokio. Link: Die 30 schönsten Orte um den Fuji zu sehen


Historisches Bild 
Quelle: img src="https://encrypted-tbn0.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcSuI91UIynitQSJWTrHwz5FuToG-oeKJpjyCA&s" alt="Miho no Matsubara - Wikipedia"/>
歴史的イメージ

Mit dem Ort haben wir einen sehr geschichtsträchtigen und magische Ort ausgesucht. Einer Legende nach, die sich bis ins 8. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, stieg eine himmlische Jungfrau auf die Erde herab und hängte ihr Hagoromo (Federgewand) über eine Kiefer, um ein Bad zu nehmen. Dann beschloss ein vorbeigehender Fischer, das Gewand zu nehmen und weigerte sich, es zurückzugeben, bis sie einen himmlischen Tanz aufführte (stark verkürzt).

Der Tanz ist später durch die französische Künstlerin Hélène Giuglaris in Paris umgesetzt worden. Ihr Traum, Miho no Matsubara besuchen, wurde leider nicht erfüllt, da sie schon im Alter von 35 Jahren starb. Ihr  wurde ein Denkmal an eben diesen Ort gesetzt. Am Strand steht ein Schrein in der Nähe der Kiefer, an der das himmlische Gewand gehangen haben soll und zum Miho-Shrein führt von der Bucht der Weg der Götter, ebenfalls von Kiefern umsäumt.  Am Schrein wird folgerichtig vor allem für kreativen Ausdruck und insbesondere den Tanz gebetet. Diese Energie im ganzen Hain spürbar.
 
Der Weg der Götter zum Miho-Schrein
美保神社へ向かう神の道


Der Miho-jinja-Schrein
美保神社

Der Miho-jinja-Schrein steht mit der Hagoromo-Legende in Verbindung (s. o.). Im Schrein  werden angeblich Reste des Hagoromo (Federrobe) aufbewahrt. Außerdem ist er ein berühmter Ort für Kirschblüten im Frühling, ein Ort der Harmonie zwischen verheirateten Paaren und ein Kraftort für die Vermittlung von Ehen. Zu dem Shrein führt vom Strand aus der Weg der Götter (s.o.). 

Kurzer Einschub: Man sollte auf solchen Wegen wie auch im Eingang zu den Tempeln und Schreinen nie in der Mitte gehen, denn das ist der Weg, den die Götter nehmen. Also immer links und rechts im Tori aufstellen um sich zu verbeugen, nicht in der Mitte.






Der Fujiyama
富士山


Er liegt auf dem gleichen Breitengrad wie Kreta. Die Deutschen nennen ihn Fujiyama, die Japaner Fujisan, wobei das Anhängsel jeweils „Berg“ bedeutet.  Die Bedeutung des Namens ist unklar, vielleicht „reicher Krieger“, vielleicht „endloser Berg“, vielleicht auch „Blume“ oder „Regenbogen“. Die Aussprache japanischer Schriftzeichen wandelt sich im Laufe der Jahrhunderte, daher die Unterschiede. 

Auf jeden Fall ist er mit 3776 Metern Japans höchster und heiligster Berg. Er gilt offiziell als aktiver Vulkan. Den letzten Ausbruch gab es 1707. Quelle DLF 

Der Fuji ist normalerweise von Mitte Oktober bis in den Juli hinein mit Schnee bedeckt und bietet sich als fantastisches Fotomotiv dar. Wir haben ihn am 08. November ohne Schneekappe gesehen, was an sich schon eine Zeitungsmeldung wert war. Dass er Anfang November noch ohne Schnee war, trat erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen vor 130 Jahren auf. Das späteste Datum war bisher der 26. Oktober – an diesem Tag fiel in den Jahren 1955 und 2016 der erste Schnee.


Tatsächlich gab  es am 05.11.24 im Deutschlandfunk einen Beitrag zum diesem Thema. Am 05.11. fiel erstmals Schnee und der Berg war mit einer hauchdünnen Schneekuppe bedeckt. DLF Fuji ohne Schnee 

https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/hoechster-berg-japans-endlich-liegt-schnee-auf-dem-fuji-a-b7361ec0-136b-4949-97a8-798451d84b54:

Auch die NASA zeigt Fotos vom Schneebedecktem Gipfel am 06.11.2024: NASA Fuji 2024 

https://earthobservatory.nasa.gov/images/153593/mount-fuji-bare-again-after-fleeting-snow

Doch wie wir vor Ort persönlich am 08.11.24 recherchierten, blieb der Schnee nicht liegen. Erst seit 18. November ist er schneebedeckt. Yuka schickte uns am 23.11! die Meldung, dass sich in den letzten 5 Tagen Schnee auf dem Gipfel angehäuft hat. Auf unseren Bildern konnten wir also ein historisches Ereignis, bzw. einen traurigen Rekord festhalten. Das Erlebnis, den weltbekannten und heiligsten Berg Japans gesehen zu haben, wurde jedoch durch die fehlende Schneekappe nicht getrübt. Der Ort war insbesondere auch durch die Hagoromo-Legende, den Jahrhunderte alten Kiefernwald und den Miho-Schrein sehr beeindruckend. 


Der Fujiyama, ein heiliger Ort, hier mit Steinkreis im Vordergrund
聖地・富士山、手前に環状列石がある


Der Fujiyama, auch als Fotomotiv für Hochzeitspaare beliebt
カップルの写真のモチーフとしても人気の「藤玉」


Ein letzter Blick auf den Fujiyama von der Bushaltestelle aus
最後にバス停からの富士山の眺め

Tokio
東京

Man kann nicht nach Japan fahren, ohne die Hauptstadt Tokio zu sehen. Tokyo hat Kyoto im Jahr 1868 als Hauptstadt von Japan abgelöst und ist bis heute die Hauptstadt von Japan. Früher war Tokyo unter dem Namen Edo bekannt – Grund dafür war die Edo-Zeit, welche die einflussreichen Zeiten von Kyoto beendete.

Was will man in einer großen Stadt? Ich wollte einmal die "Alle-Gehen-Kreuzung sehen", Ines hatte ein Gebäude gesucht, von dem man Tokio aus von oben sehen kann und wir beide wollten Zouk tanzen. In einem Blog-Beitrag haben wir dann noch den Bericht über ein hippes und buntes Stadtviertel gesehen, das wir ebenfalls besuchen wollten, weil es dort schöne Cafes und viele Second - Hand - Läden geben sollte. Mir fehlte immer noch eine leichte Regenjacke. Wir haben uns für Tokio 3 Tage, inklusive An- und Abfahrtstag frei genommen.

Die "Alle-Gehen-Kreuzung" ist v. a. auf Instagramm berühmt, weil dort gleichzeitig alle über die Kreuzung gehen. Wahrscheinlich im Augenblick mehr Touristen als Stadtbewohner  :-). Rund um die Kreuzung gibt es Restaurants und Cafes von denen man einen guten Überblick über die Kreuzung hat. Wir waren im "Mag's Park Rooftop Shibuya-Crossing". Man fährt dort hoch, bezahlt viel Geld (12 Euro pro Person), bekommt aber einen Cafe dazu und kann so lange bleiben wie man will. Auch kann man sich dort mit einem Leuchtstift für die Nachwelt an der Wand verewigen. 


"Alle Gehen Kreuzung" im Stadtteil Shibuya
渋谷地区「全員交差点」


"Alle Gehen Kreuzung" im Stadtteil Shibuya - Video
渋谷地区「全員交差点」- dōga

Das Hochhaus, was Ines gefunden hatte, lag ebenfalls im Stadtviertel Shibuya am Yebisu-Garden Place. Man fährt für lau in einem gläsernen Außen-Lift bis in die 22. Etage und hat von dort einen herrlichen Ausblick über das Gesamte Tokio. Auf zwei Etagen waren dort Restaurants, Bars und Cafes untergebracht. 


Tokio von oben
上から見た東京

Im Garden Place war viel los, ein Techno-DJ und viele Leute, die um einen großen Kronleuchter herumstanden. Wie eine kurze Internet-Recherche ergab, handelte es sich bei dem Kronleuchter um einen Baccarat-Kronleuchter, der jedes Jahr ab November im Yebisu Garden Place angezündet wird und zu einem Wahrzeichen des Winters in Tokyo geworden ist. Es handelt sich um einen der größten Kronleuchter der Welt. Link: Kronleuchter  https://www.gotokyo.org/de/spot/49/index.html

Auch gab es einen Weihnachtsmarkt. Offensichtlich waren wir zur Eröffnungsfeier gekommen.





Zouk Tokio

Am Sonntag sind wir Zouk tanzen gegangen. Ab 18:00 Uhr gab es einen Kurs, danach ein Social inkl. einer kleinen Geburtstagsfeier für den Lehrer. Es war schön, wieder Zouk zu tanzen. Auf der Party trafen wir dann einem Teilnehmer des Bali Zouk Retreats wieder. Man hat ein ganz anderes persönliches Verhältnis zu einer Stadt, ob Tokio oder anderswo auf der Welt, wenn man dort in einem kleinen Tanzstudio mit den Leuten vor Ort getanzt und gesprochen hat.

Zouk Tokio (ganz links Ralf und Ines)
ズーク東京 (左端のラルフとイネス)

Für den Abfahrtstag Montag blieb uns dann ein Ausflug in das Stadtviertel Kitazawa (Setagaya City). Ines hatte auf google ein nettes Cafe herausgesucht, das dann leider bereits abgerissen war, aber wir aßen und tranken als Alternative in einem kleinen Restaurant, in dem man sich wieder an der Rezeption anmelden und warten musste und das Essen per Handy bestellen. Zum Glück hatten wir das mit Arvid und Yuka schon einmal durchexerziert, so dass wir keine Probleme hatten Cafe und eine leichte Speise zu bekommen.

Danach ging es durch die vielen Second-Hand-Läden. Ines konnte einen schönen Rock und ich eine leichte Regenjacke ergattern.

So haben wir bleibende Eindrücke, Bekanntschaften und Klamotten als Souvenirs aus Tokio mitgenommen, ein rundum schöner Wochenendtrip. 

Ach ja, wir waren auch im Kaiserlichen Palast, bzw. in dem für Touristen zugänglichen Garten davor. Ich fühlte mich bei Eingang wie in Machu-Pichu, die gleichen fast fugenlosen Steinblöcke. Erst später in Osaka bekamen wir nebenbei mit, dass die fugenlosen Steinblöcke der  Mauern viel viel jüngeren Datums sind. Ursprünglich waren die Mauern mit größeren Fugen zusammengesetzt. Um es den Feinden zu erschweren, wurden dann diese Fugen mit kleineren Steinen verfüllt, erst später ging man dann zu der fugenlosen Technik über. 


Der Eingang zum Kaiserlichen Park (ehemals Verteidigungsanlage) erinnert an Machu Picchu in Peru
ペルーのマチュピチュを彷彿とさせる帝国公園(かつての防衛施設)への入り口


Teehaus
茶屋

Japanischer Garten im Kaiserlichen Park
帝国公園内の日本庭園

Montagabend kamen wir dann wieder bei Arvid und Yuka an. Yuka arbeitete gerade an einer Choreographie für ihre Kurse an der Uni . Ich durfte diese mit einer kleinen Salsa-Einlage bereichern ;-) 


Unsere Pilgerreise (Ines)
私たちの巡礼 (イネス)

Der Blogbeitrag über unsere Pilggerreise ( Kumano Kodo auf der Halbinsel Kii) wird derzeit erstellt. Er folgt in Kürze.

お遍路(紀伊半島熊野古道)のブログ記事は現在準備中です。彼はすぐに続きます