Türkei / Kappadokien
Kappadokien ein unglaubliches Erlebnis
Eine Auswahl aus 1001 und noch viel mehr Bildern ...
Ballonstart zum Sonnenaufgang
Hinter jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken
Kappadokien war eine der Gegenden, die von Anfang an auf unserer Liste stand. Ines dachte an unterirdische Städte, von denen ich noch nichts gehört hatte, ich dachte an Höhlenwohnungen, die bei Ines gar nicht im Fokus standen. Gefunden haben wir einiges und noch so viel mehr, aber beginnen wir von Anfang an:
Kappadokien (Türkisch Kapadokya, Englisch Cappadocia)
Kappadokien ist eine Landschaftsbezeichnung ähnlich wie die Sächsische Schweiz, die Lüneburger Heide oder das Alte Land.
Geprägt ist die Landschaft vulkanischen Ursprungs in das sogenannte Tuffgestein gehauenen Höhlen:
Höhlenwohnung mit fantastischem Ausblick, noch frei
Zweitwohnung mit unverbaubarem Blick gefunden
oder doch lieber eine etwas geräumigere Wohnung?
In der Landschaft sieht man Wind und Wasser an dem weichen Gestein arbeiten und es entstehen bizarre Formationen.
Man kann nach Kappadokien ganz bequem von Istanbul aus fliegen, wir sind aber ganz unbequem mit dem Nachtbus gefahren und kamen früh morgens mit steifem Nacken, Rückenschmerzen und einem Schlafdefizit in Göreme an. Warum Göreme? Ines hatte im Vorfeld einige Highlights ergoogelt, dann hatten wir auf der Karte geschaut, welche Ortschaft dort in der Nähe ist und kamen auf die Ortschaft Göreme. Wir hätten auch einfach bei Wikipedia unter Kappadokien schauen können, dort steht Göreme als eine der bekanntesten Ortschaften ;-)
Wie so oft hat sich gezeigt, dass man nicht unbedingt alles von Anfang an vorplanen muss. Wenn man in einer Gegend ist, dann springen einen die Sehenswürdigkeiten eher an, als dass man etwas verpasst. Wir hatten zunächst nur geschaut, mit welchem Bus man von Istanbul über Nacht nach Kappadokien fahren kann und da bot sich Göreme an. Dass wir damit ins Schwarze getroffen hatten, erfuhren wir erst später als wir in Göreme ausstiegen. Es ist der Touri Ort an sich. Es gibt nur Hotels, Restaurants (mit horrenden Preisen) und Touren-Anbieter. Ein oder zwei Supermärkte gibt es auch, aber die muss man erst einmal in dem Gewühl finden.
Von einem anderen Reisenden hatten wir im Hush-Hostel in Istanbul den Tipp bekommen, dass in Göreme alles ganz nah sei. Man könne sich morgens aussuchen, ob man nach Norden, Osten, Süden oder Westen gehe, es sei egal, es ist überall schön. Man könne auch alles zu Fuß erledigen. Geld müsse man nur ausgeben, wenn man ein Pferd, einen Quad, ein Kamel oder eine Tagestour im Bus bucht. Und so war es auch, wir haben alles zu Fuß vom Hostel aus erreicht.
Das Seven Rock Hostel/Hotel
Normalerweise verlieren wir nicht all zu viele Worte über die Unterkünfte hier an dieser Stelle. Wir wechseln alle 3 bis 5 Tage das Hotel, die Pension, das Hostel, je nach Angebot und sind mal freudig überrascht wenn wir in eine Unterkunft kommen, mal sind wir froh, dass wir sie nach drei Tagen wieder verlassen können. Als wir diesmal früh morgens im Hostel ankamen, waren wir sehr freudig überrascht. Wir bekamen ein Hostel in der Nähe der Bushaltestelle mit Swimmingpool und einem Dorm für 9 Personen, der in den Fels gehauen war (Normalerweise buchen wir keine Betten in Schlafsälen, aber hier waren leider keine Privatzimmer verfügbar.). Immerhin hatten wir im Dorm zu zweit einen separaten Bereich und der Raum war maximal mit 5 Personen belegt (zwei Nächte waren wir allen da), so dass wir trotzdem Privatsphäre verspürten.
Überblick über das 9-Personen-Dorm, ganz hinten ist unsere Nische
Lage des Hostels an den 7 Felsen
Blick von der Frühstücksterrasse
Frühstücksbuffet
Abendstimmung am Pool
Der ganze Luxus hat uns dann auch etwas gekostet, so mussten wir pro Nacht zu zweit 80 EUR im Dorm blechen; weit über unserem normalen Budget (max. 50 EUR/Nacht zu zweit).
Weil es in Kappadokien/Göreme so schön war, haben wir den Aufenthalt für ein paar Tage verlängert und uns ein anderes Hostel, ebenfalls mit Swimming-Pool gebucht. So schön es auch im Felsen war, mit der Zeit wurden die Klamotten etwas klamm.
Thema Buchung: Wir buchen meist 1 Woche voraus die nächste Unterkunft. Dabei nutzen wir oft booking.com, aber booking.com ist für Buchungen in der Türkei derzeit gesperrt, weshalb wir auf Hostelworld oder Airbnb für die Buchungen auswichen.
Love Valley
Unsere erste Wanderung sollte uns ins Love-Valley führen. Der Name Love-Valley rührt daher, dass die Erosion riesige phallusartige Gebilde entstehen lies. Nur mit Maps.me ausgerüstet, das auch offline gut funktioniert, zogen wir kurz vor dem Mittag los. Wir waren schon verschwitzt, als wir am Aussichtspunkt für das Love Valley ankamen, aber es hat sich gelohnt.
Im Überblick erkennt man die Erosionserscheinungen, welche die phallusartigen Gebilde entstehen lies.
Weil wir unsere eigenen Wege gingen und nicht am Haupt-Tourismusspot ankamen, mussten wir unseren Weg ins Tal selbst finden, was wieder ein kleines Abenteuer war. Unten angekommen wurden wir mit schönen Felsformationen und einem netten Café belohnt. Dieses wurde von einem Mann aus Göreme geführt, der es vor 15 Jahren aufgebaut hatte.
Auf der Suche
Love Valley
Pause in unserer eigenen kleinen Höhle
Ich könnte nun noch viele weitere Touren aufführen, das Rose Valley, das Green Valley, das Red Valley, jeder Tag, jede Tour war überwältigend und man konnte einfach nicht aufhören zu fotografieren. Gegen Abend war das Licht dann so schön, dass man alle Felsen und Höhlen, die man am Tage abgelichtet hatte, noch einmal fotografieren musste.
Ein/zwei Touren möchte ich aber dennoch vorstellen, weil sie so schön waren:
Red Valley, ein tierischer Guide und ein Come Back ins Red Valley
Elli gab uns den Tipp, tief ins Rote Tal zu wandern, was wir natürlich auch taten. Nach einem sehr sonnigen ersten Abschnitt, freuten wir uns auf eine Abkühlung in einem verzeichneten "Tea Garden", bei dem wir den Besitzer aber leider nicht antrafen. Von dort aus begleitete uns dann ein Hund. Nach einer Weggabelung war der Hund plötzlich verschwunden, dafür sahen wir ihn aber eine Leiter hochsteigen, die zu einer Höhle führte. "Der will uns führen" rief ich aus und wir suchten den Abzweig, den der Hund genommen hatte. Tatsächlich, die Leiter war Bestandteil eines weiteren Weges.
Red Valley
Diese Leiter führte uns der Hund hoch
Der Hund kannte den Weg
Unser tierischer Guide führte uns von da an weiter bis zum nächsten Café an einer alten Felsenkirche, die gerade in Zusammenarbeit mit der Universität von Osaka ( u. a.) renoviert wird.
Die Besitzer des Cafés kannten den Hund bereits und stellten eine Schüssel mit Wasser bereit.
Café in den Felsen
Alte Malereien, die gerade renoviert werden
Erst auf dem Rückweg fiel mir auf, dass ich mein Zouk-Dresden T-Shirt am "Tea Garden" vergessen hatte, das ich dort zum Trocknen aufgehängt hatte. Wäre es bloß ein anderes T-Shirt gewesen...
Ich hatte es schon abgeschriebenen, aber am letzten Tag in Göreme, an dem wir eigentlich in eine unterirdische Stadt fahren wollten, entschieden wir uns, stattdessen noch einmal ganz gechillt ins Rote Tal zu wandern, diesmal etwas später, um das schöne Abendlicht mitzunehmen. Ich fand das T-Shirt wieder und bin im Nachhinein glücklich, dass wir es wiedergeholt haben. Es hing an einem Haken neben Hüten und weiteren T-Shirts. Es war allerdings auch diesmal niemand dort...
Tatsächlich trafen wir bei unseren Wanderungen kaum andere Menschen. Nur an den Hotspots in der Nähe von Parkplätzen, die meist mit Herzen und Schaukeln etc. für die Fotos ausgestattet waren, war immer sehr viel los.
Weil wir es nicht lassen konnten, bogen wir dann ins Nebental ein (Meskendir-Valley) und gingen dies bis zum Ende hoch. Auf dem Rückweg runter nach Göreme führte uns dann wieder ein Hund, den ich allerdings mit den Maps.me-Wegen verwirrte.
Zum Schluss kamen wird dahin wo wir hin wollten, auch wenn der Weg ein wahres Abenteuer war. Wir konnten wunderschöne Abendsonnenmomente genießen.
Ines: Der Verzicht auf die unterirdische Stadt, die "nur" eine weitere Besichtigung geworden wäre, schenkte uns einen wunderbaren Tag, an dem wir uns noch einmal ganz der Landschaft öffnen konnten. Es war sogar schön, zunächst bekannte Wege zu gehen. Im Meskendir-Valley fanden wir dann einen Platz, an dem ich absoluten Frieden verspürte. Es gab Obstbäume und Wein und auch eine noch genutzte Höhle im Felsen gegenüber. Es fühlte sich an wie zu Hause sein und weckte Sehnsucht nach einem so stillen und friedlichen Platz zum Wohnen in mir.
Stiller Rastplatz, gegenüber scheinbar noch bewohnte Höhle
Felsenkirchen
In den Fels gehauene Kirchen gibt es einige (viele), die größte haben wir auch im Roten Tal durch Zufall gefunden.
Unscheinbar von außen
Unglaublich von Innen, eine riesige Kirche, mitten im Fels
Der Zugang war beschwerlich
Manche Felsen-Kirchen und waren zugänglich, andere abgesperrt, viele bereits zerfallen. Manche waren mit Fresken ausgestattet, andere bemalt, oft sah man von unten die Malereien, kam aber nicht mehr an den Fels. Beeindruckend waren sie alle. Das weiche Gestein, die Durchlöcherung durch Menschen (historisch und immer noch aktuell), Erdbeben und die vielen Touristen (wie wir), führen jedoch zu einer ständigen Abtragung.
Ich habe einmal ein Video hochgeladen, ich hoffe es wird bei Euch abgespielt:
Ballonfahrt - Ballonstart
Eines der Markenzeichen von Kappadokien ist eine Ballonfahrt zum Sonnenaufgang. Die Ballonfahrten werden an jeder Ecke angeboten, die Preise schwanken wie an der Börse und liegen zwischen 120 und über 200 Euro. Wir wollten von Anfang an keine Ballonfahrt unternehmen, aber den Start miterleben, der beeindruckend sein soll.
Das bedeutet aber, dass man vor Sonnenaufgang aufstehen muss. Zweimal hatten wir es versucht, aber jedesmal auf den nächsten Tag verschoben. Beim dritten Versuch schaffte ich es dann aufzustehen, Ines wollte noch liegen bleiben. Im Dunkeln machte ich mich alleine auf den Weg und wurde auf der Straße fast von den vielen Minibussen überfahren, die die unzähligen Touristen zu den Ballonstartplätzen fuhren.
Um kurz vor fünf Uhr morgens war in Göreme mehr oder zumindest genauso viel los wie am späten Nachmittag. Ein Überqueren der Straße zu unserem Hausberg von dem ich den Ballonstart anschauen wollte, war fast unmöglich. Auf dem Hausberg/Hügel standen bereits ein einzelner Mann und eine kleine Gruppe. Es war beeindruckend, man sah nichts, nur die ganze Gegend war von einem lauten Brummen erfüllt. Das waren die Ballons, die mit Heißluft gefüllt wurden. Je weiter die Dämmerung voran schritt, waren einzelne Hügel (Ballons) erkennbar oder zumindest erahnbar.
Dann auf einmal fingen die Ballons an zu feuern und wo man vorher noch 7 oder 8 Ballons in dem diffusen Dämmerlicht gezählt hatte, sah man plötzlich 15, 16, nein über 20 Leuchtfeuer.
Dann kam Ines den Hügel hinauf und ich freute, mich, dass wir diesen Augenblick zusammen erleben konnten. Die Ballons starteten. Einer, zwei, vor uns, hinter uns, im Osten im Süden, zwischen den Bergen, unzählige Ballons erfüllten zum Sonnenaufgang den Himmel.
Kurz vor Sonnenaufgang, erst als die Ballons zu feuern begannen, erkannte man sie
Der erste Ballon am Himmel
Sekunden später ganz viele
Immer mehr Ballons fanden sich am Himmel und Beobachter auf dem Hügel ein
Wir waren nicht allein, auch auf dem gegenüberliegenden Hügel standen viele Leute
Höhepunkt am Himmel
Am Rande: Wir waren stolz, so früh aufgestanden zu sein. Beide hatten wir weder besonders auf Kleidung geachtet noch in den Spiegel geschaut. Wenn wir gewusst hätten, was das für ein gesellschaftliches Ereignis war...
Viele kamen mit den besten Kleidern den Hügel hinauf. Sie beobachteten nicht die Ballons, sondern nutzten diese als Kulisse für die besten Instagramm Fotos. Das ist uns schon öfter aufgefallen. Die Leute staunen nicht über das, was sie vorfinden, denn das ist hinlänglich aus Facebook und Instagramm bekannt. Sie nutzen die besten Spots, um sich selbst in Szene zu setzen.
Natürlich zählen wir auch dazu, aber das Erlebnis, im Dunkeln den Hügel hochzuwandern, das laute Geräusch der Gebläse, das Erlebnis die Ballons aufsteigen zu lassen, hat uns gereicht. An ein Selfi war in unseren "Schlafklamotten" und mit den nicht gekämmten Haaren nicht zu denken ;-)
Wir hatten schon geplant, auf dem Weg nach Adana eine tiefe Schlucht und einen hohen Wasserfall anzufahren, bekamen aber in Göreme die Nachricht, dass unser Flug nach Bali von Adana aus gecancelt wurde und wir nach Istanbul zurückkehren mussten. Wir zogen es vor, die Fahrt nach Istanbul zu teilen und einen Zwischenstopp für wenige Tage in Ankara einzulegen.