Sonntag, 10. November 2019

Honymoon in Columbia
La Luna de Miel en Columbia
Der Honigmond von Kolumbien



Erste Woche: Bogota - Neiva - San Agustin

 Bogota, Halloween


 Tatacoa Wüste

Ende Oktober traten wir unsere Honigmond-Reise nach Kolumbien an. Warum Kolumbien? Einige unserer Freunde gaben uns Tipps für Kolumbien und sind nach wie vor begeistert von dem Land und den Leuten, andere Freunde starrten uns fassungslos an, denn Kolumbien wird allgemein verbunden mit Drogenhandel, Guerilla-Kämpfern, Überfällen und Entführungen. Bei Ines, mit ihren Erfahrungen in Uganda und ich mit meinen Erlebnissen in Südamerika vor 2 Jahren, überwog jedoch die Vorfreude auf eine Reise in ein Land, das von Schönheit kaum zu überbieten sein sollte. Die Cordillieren, der Regenwald, zahlreiche Wasserfälle, Kaffeeplantagen, Vulkane, Strände am Pazifik und in der Karibik, die Salsa-Hauptstadt Cali, das alles sollte uns nur in einem Land zu Teil werden können.

Und bevor wir ins Land mit Euch eintauchen, möchten wir uns an dieser Stelle bei allen Hochzeitsgästen und Glückwünschen von Freunden zur Hochzeit bedanken, ohne Euch wäre die Reise nicht möglich geworden...

Petra und Achim hatten uns kurz vor Abflug noch mit einem typisch kolumbianischen Essen und vielen Bildern ihrer Reise nach Kolumbien bestens eingestimmt.

Die Reise begann um kurz vor Mitternacht in Dresden. Wir stiegen direkt nach unserem Zouk-Tanzkurs im Sandana in den Nacht-Bus nach Berlin. Abflug dann am frühen Morgen von Berlin-Tegel mit Zwischenstopp in Madrid und wer denkt, dass über 2,5 Stunden Umstiegszeit in Madrid ausreichend sein sollten, der hat nicht damit gerechnet, dass es dort für die großen Flüge ein Satelliten-Terminal gibt. Aber wie immer hat alles bestens geklappt, nur ein Kaffee oder ein Bummel durch die Duty-Free-Shops war nicht mehr enthalten.

Dann startete der 10-stündige Flug nach Bogota und wir konnten unser Blogbuster-Defizit ausgleichen. Der Ausgleich des Schlaf-Defizits wäre besser gewesen, aber die Aufregung und die Vorfreude saß uns beiden zu sehr in den Knochen.

Bogota, eine 8-Millionen-Stadt, so groß wie ein Meer. 1776 km², davon 20% urbanes Gebiet. In diese Stadt wollten wir  zunächst zum Ankommen 3 Tage lang eintauchen. Wir verlängerten den Aufenthalt sogar noch um einen Tag, um am Salsa-Festival im Park (www.Salsaalparque.gov.co) teilnehmen zu können, aber dazu später.

Bogota, Place de Bolivar im Herzen der touristischen Altstadt La Candelaria

Natürlich geisterten auch bei uns die Fälle von Kriminalität im Kopf herum, aber Kolumbien ist in den letzten Jahren viel sicherer geworden, überall steht Polizei und Militär, in meinen Augen manchmal im gewissen Übermaß, aber das möchte ich nicht beurteilen. Ich persönlich habe das Gefühl, dass die Polizei-Präsenz v.a. zur subjektiven Sicherheit der Bevölkerung beiträgt. So wurden wir bei einer Umfrage von jungen Studenten (wieder bei Salsa al Parque) z.B. auch gefragt, ob wir uns sicher fühlen. Wir konnten es bejahen.

Vom Flughafen aus nahmen wir für 30.000 COP ein UBER zum Hostel in La Candelaria, der Touristen-Meile mit Graffities, Bars, Museen und vielen Sehenswürdigkeiten. Den ersten Tag verbrachten wir dann auch ganz in Ruhe damit, das Stadtviertel zu Fuß zu erkunden, was extrem gefährlich ist, denn die Wahrscheinlichkeit, dass man dabei  überfahren wird, ist gefühlt 10.000x höher, als dass einem etwas geklaut wird. Ich tauchte wieder in das herrliche südamerikanische (scheinbare) Chaos und die Kakophonie der Straßen ein, für Ines war die südamerikanische Atmosphäre erst einmal neu, wobei sie immer Vergleich mit Uganda ziehen konnte und ihr vieles ebenfalls bekannt vorkam. Das "Hostel CQ Candelaria"  überraschte uns jeden Morgen mit einem neuen Frühstücksteller, so dass wir auch die kommenden Tage immer erfrischt in die Stadt eintauchen konnten.

Bogota, mit seiner typischen südamerikanischen Atmosphäre

Natürlich standen einige Must-Have auf dem Programm, wozu das "Museo del Oro" gehört, aber wir verbrachten auch Zeit im "Museo de modern Art" und noch mehr Zeit beim Kaffee-Trinken. Höhepunkt im Gold-Museum: Wir betraten einen Raum, dann schloss sich die Tür hinter uns, so dass wir beide eingeschlossen waren und es begann eine Licht-und Tonshow vom Feinsten bei dem unzählige Gold-Grab-Beigaben angestrahlt wurde. Hier das Finale:

Finale im Goldmuseum

Nicht unerwähnt soll das "Museo de Botero" sein, in dem man neben dem berühmten südamerikanischen Künstler Botero auch Werke von Max Ernst, Chagalle und Picasso sehen kann. Botero schafft es auch Häuser dick und rund aussehen zu lassen...

Museo de Botero

Ein weiteres Highlight war der Ausflug zum 3120 m hohen Hausberg, dem Cerro Montserrat, den wir zu Fuß von unserem Hostel aus bewältigten. Verschwitzt, aber stolz über die eigene Leistung hat man einen überwältigenden Blick über die Stadt.

 

Bogota, Blick von Oben

Abends wollten wir eigentlich am Rand von la Candellaria Salsa tanzen gehen, aber es erübrigt sich zu sagen, dass wir es nicht mehr geschafft hatten. Das lag v.a. an der Zeitumstellung, immerhin beginnt der Tag hier 6 Stunden später als in Deutschland. So schläft man zu Beginn der Reise sehr früh ein und ist mitten in der Nacht ausgeschlafen.

Wir waren dann am nächsten Abend Salsa im "El Goce Pagano" tanzen, gegen Mitternacht spielte eine Live-Band  traditionelle Cumbia. Der Club gehört laut Google nicht zu den Top Five-Salsa Clubs aber an dem  Abend war zu dieser Stunde der Saal am Kochen.

El Goce Pagano

Zum "Salsa  al parque" haben wir es am letzten Tag (Sonntag) geschafft, das jährliche Festival findet im zentralen "Parque de  Bolivar" statt und an der doppelten Eintrittskontrolle musste ich meinen Kugelschreiber als gefährliches Gut entsorgen...

Wir kamen rechtzeitig zur  Rueda, lernten ein/zwei neue Figuren und hatten einen Heiden-Spaß, weil wir einfach mittanzen konnten.


Fazit Bogota: Eine tolle Stadt, aufregend, vielfältig und quick lebendig. Wir haben getanzt und die Mona-Lisa gesehen:-)

Botero

Wir konnten tagsüber unbehelligt durch die Stadt schlendern, abends haben wir uns dann immer ein UBER gerufen. Zum Park und zum Terminal kommt man bequem mit dem  Bus, wofür man eine  eigene Karte braucht, die man an den großen Haltestellen  oder an den vielen "Pago Todos"-Kiosken aufladen kann.

5 Tage später, am Montag, begann dann unsere "richtige" Reise durch Kolumbien. Wir  hatten einen Bus nach Neiva gebucht (Fahrtzeit 6 Stunden, immer entlang  der Zentral-Cordilleren), weil wir  die Tatacoa-Wüste sehen wollten, die man bequem  von Neiva aus im Hostel buchen kann. War es in Bogota nachts recht kühl im Hostel (immerhin  liegt Bogota auf 2700 Metern ü.NN), so  war es  Hochsommer in Neiva.

Leider gab es kein UBER. Der Taxifahrer in Neiva machte uns kirre: Ich zeigte ihm das Hostel auf Maps.me, Ines zeige ihm die Buchungs-Bestätigung, aber ihm war ein Hotel in der Gegend  wohl völlig unbekannt. Erst als zwei weitere Taxifahrer dazu kamen und der eine noch einen Visitenkarte des Hostels "Backpackers And Travellers" zückte,  konnte unser Taxifahrer davon überzeugt werden, dass er uns nicht ins Off fährt. In dem ganzen Hin und Her habe ich meine Brille aufs Autodach gelegt und es erübrigt sich zu sagen,  dass ich nun nichts mehr erkennen kann, zumindest was mehrere Meter entfernt ist. Zum Glück besitzt auch meine Sonnenbrille die richtige Sehstärke.

Alles Ungemach verflog dann in der  Tatacoa-Wüste...  Kleiner Wehrmuts-Tropfen: Abends war durch die Wolken der in vielen Blogs beschriebene Sternenhimmel nur teilweise  zu erkennen, so dass wir  die Zusatz-Option des Planetariums aufgaben und früher wieder ins Hostel zurück fuhren. Wir unternahmen die Tour zu viert, zusammen mit einem jungen Pärchen aus  Münster und wurden auf englisch geführt von Julian Polanco, "Guide in the  Huila", siehe auch auf Facebook "Guillaenhuila".

 Tatacoa Wüste

 
 Tatacoa Wüste

Ines freute sich auf die archäologischen Stätte  und so fuhren wir  am nächsten Tag per Klein-Bus nach San Agustin. Hier erlebten wir dann auf der Hälfte der Strecke in "Hobo" unsere erste richtige Autopanne. Wir haben uns mit einigen Mitfahrern so gut es ging unterhalten und taten dabei viel für die Deutsch-Kolumbianische Verständigung. Alles Hämmern am  Motor und schieben des Wagens nutzte nichts, wir mussten mit dem nächsten vorbeikommenden Bus der Kompanie  weiterreisen. So quetschten wir uns dann alle in den bereits besetzten Bus.

Autopanne


In San Agustin angekommen, waren wir so begeistert von dem Hostel, dass wir gleich einen Tag dazu buchten und einen ganzen Tag nichts tun wollten. Von unserem eigenen Balkon mit zwei Hängematten und von der Dusche aus konnten wir San Agustin überblicken. Ok, Ines kommunizierte,  ich schrieb diesen Blog,  unsere Autoversicherung kontaktierte uns, aber ansonsten haben wir nur in der Hängematte gelegen und den  Ausblick  genossen.

 
Casa del Japonese

Nach einem Tag Ruhe sind wir in den o.g. archäologischen Park gegangen, weshalb wir überhaupt hier her gekommen waren. von 1 bis 900 n.u.Z. lebte in den Cordillieren eine Kultur, dessen Erbe in ca. 500 Gräbern bis heute weiter lebt. Wer diese Kultur war ist bis heute nicht geklärt, sie diesapparierten bereits vor den Spaniern. Der archäologische Park ist fantastisch zu Fuß zu erlaufen. Man kauft für 50.000 COP p.P. einen Eintrittspass der für 2 Tage und für viele weitere Ausgrabungsstätten in der Umgebung gilt. Wir verbrachten den ganzen Tag im Park und erreichten zum Schluss einen fantastischen Aussichtspunkt an einem Zeromonienplatz.



Leider war am Samstag für uns das Hostel nicht mehr buchbar, da ein langes WE und viele Leute im Anmarsch waren. Wir buchten eine Tour, die uns für 40.000 COP p.P. zu der Engstelle des Rio Magdalena (Estrecha de Rio Magdalena), eine weitere Ausgrabungsstätte und zum Schluss zum 2. höchsten Wasserfall in Kolumbien führte, dem "Salto de Bordones", an dessen Ausblick wir das nächste Hostel bereits gebucht hatten. Dieses taten wir auf Empfehlung des Hostel-Besitzers in Neiva. Wir sollten den Manager grüßen. Nachdem wir das getan hatten, waren wir plötzlich VIP-Gäste mit privater Führung durch die Kaffee-Plantage und den Hotel-Garten. Nach San Augustin dachten wir, die Aussicht wäre nicht zu toppen, hier wurde noch einer drauf gesetzt. Auch die Ausstattung war gehoben. Dafür zahlten wir pro Nacht auch 3x so viel wie in den letzten Tagen. Bei 17,00 EUR p.P. einigten wir uns aber darauf, dass wir es uns leisten könnten und so genossen wir die Aussicht mit Vorfreude auf den nächsten Tag, an dem wir zum Fuß des Wasserfalls wandern wollten. Das Abendessen war irgendwie surreal: Die Köchin musste extra aus dem Dorf für uns zum Hotel kommen und wir waren definitiv die einzigen Gäste in dem "Hotel Bordones" am Wasserfall.

 Ausblick ins Bordones-Tal
 Salto de Bordones
 Ines auf dem Weg ins Bordones-Tal
 Auf dem Weg, ein Laster mit Zuckerrohr wird gleich überholt
 Engstelle (Estrecha) des Rio Magdalena
 Ines und Ralf über der Engstelle des Rio Magdalena

Fortsetzung folgt...

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