Dienstag, 3. September 2024

Istanbul, (Kappadokien), Ankara und zurück nach Istanbul (Ines)

Istanbul 1





Topkapi-Palast, Tor der Glückseligkeit

Istanbul - Großer Basar


 Fotoshooting am Bosporus 



Istanbul stand schon eine Weile recht weit oben auf meiner Bucket list. In meiner Vorstellung mischten sich exotische Gewürzbasare, enge Gassen aus diversen Filmen und die Geschichten aus tausend und einer Nacht zu einem traumhaften Ort. Natürlich wusste ich, dass die Stadt durch den Bosporus in einen europäischen und einen asiatischen Teil getrennt wird. Ich habe aber nie daran gedacht, dass die Stadt inzwischen über 16 Mio. Einwohner hat und jedes Jahr ebenso viele Touristen zu Besuch kommen.

Gleich bei unserer Anreise mit dem Bus aus Burgas konnten wir diesen Aspekt, sowie den der wachsenden Einwohnerzahl nicht nachkommenden Infrastrukturausbau, eindrücklich erleben. Wir fuhren satte 2 Stunden durch das Verkehrschaos der Stadt, um am zentralen Busbahnhof anzukommen. Wir nahmen es als kostenlose Stadtrundfahrt, allerdings kamen wir dadurch doch recht spät und ziemlich fertig in unserer Unterkunft in Kadiköy (asiatischer Teil) an. Zu Ralfs Leidwesen hatte ich außerdem Hunger. Gleich nach dem Einchecken fanden wir zum Glück in der Nähe eine tolle Kneipe, in der ich mich Dank einer Linsensuppe mit viel Salat sowie einer Tasse Cappuccino nebst Ayran schnell wieder erholte. Anschließend gingen wir noch an den Bosporus, waren ganz ergriffen, da zu sein, bewunderten die vielen Lichter. Allerdings waren wir erstaunlicherweise fast alleine da und das Wasser stank ziemlich...

Erst am nächsten Abend entdeckten wir, dass es ein paar Meter weiter eine Promenade gibt, wo meist Musik gespielt wird und alle sitzen, um den Sonnenuntergang zu bewundern, und nach einem  phänomenalen Sonnenuntergang sahen wir, dass es noch weiter die Promenade entlang eine noch bessere Kulisse für den Sonnenuntergang gab. Dort sahen wir am nächsten Tag die Sonne direkt zwischen Hagia Sophia und Topkapi-Palast untergehen. Wir hatten schon eine Weile beobachtet, dass auf der Promenade auch getanzt wird. Auf dem Rückweg  schauten wir uns dies genauer an und wurden promt eingeladen, mit zu tun. Im Anschluss erklärte uns Mustafa, dass wir gerade einen kurdischen Tanz gelernt hatten, und dass damit auf die kurdische Kultur aufmerksam gemacht werden soll, welche nach wie vor stark unterdrückt wird.

Sonnenuntergang über dem Bosporus

Von Kadiköy aus besuchten wir die Highlights (wobei wir schon jeweils die Überfahrt nach Europa genossen): Topkapi Palast, Cisterna Magica, Gewürzbasar, Blaue Moschee, und den Galata-Turm. Wir wandelten in Parks und Uferpromenaden umher, unternahmen eine Bosporustour mit der Fähre und waren sogar einmal am Badestrand und einmal Salsa tanzen. Wir staunten über "Modern Istanbul", was anscheinend im wesentlichen eine große Mall ist (die man direkt vom Kreuzfahrtschiff aus erreicht) und ich war gebannt von den Straßenmusikern (besonders in Kadiköy, einen Eindruck bekommt Ihr, wenn Ihr auf Instagram bei Zana_zendoo oder kerim_musicc vorbeischaut).

Tägliche Bosporus-Überfahrt mit der Fähre
 
Musiker auf der Promenade in Kadiköy


Tatsächlich ist Istanbul absolut sehenswert, allein die Lage am Bosporus und die vielen schönen historischen Gebäude machen es zu einer ganz besonderen Stadt. Im Topkapi-Palast kommt auch das Gefühl aus Tausend und einer Nacht auf, aber natürlich ist es alles in allem trotzdem eine Riesenstadt, die von Touristen (wie uns) überrannt wird. Seit Kurzem sind die Eintrittspreise für Museen etc. für Touristen enorm gestiegen, so hat uns der Topkapi Palast ca. 45 Euro pro Nase gekostet, was sich gelohnt hat, für die Cisterna Magica haben wir jeder 25 Euro bezahlt, was sich unserer Meinung nach nicht gelohnt hat (sie ist sehr schön anzusehen, aber man ist nach spätestens 15 min - inklusive Fotoshooting - durch. Die Hagia Sophia (Museumsteil) für 25 Euro und den Aufstieg auf den Galataturm für 30 Euro haben wir uns deshalb gespart.

Topkapi-Palast

...mit herrlicher Aussicht

im Inneren des Palastes

Zimmer der Sultansmutter

Tanzeinlage

Große, ehemaliger Cisterne, sog. Cisterna magica


Medusa - Symbol des Wassers

Der Besuch der Blauen Moschee war unser erster Moscheebesuch überhaupt und wir empfanden die Atmosphäre darin - trotz der vielen Menschen -als sehr angenehm, geradezu wohnlich. Vielleicht liegt es an dem runden Bau und den weichen Teppichen, auf denen man sitzt, es gibt kein störendes dunkles Gestühl, nur viel Raum, der von wunderschönen Lampen erhellt ist.

Besuch in der Sultan Ahmed-Moschee, sog. Blaue Moschee

Besuch in der Sultan Ahmed-Moschee, sog. Blaue Moschee

Istanbul bei Nacht

Auch in Istanbul kann man im Bosporus baden

Tanz mit Kurden auf der Uferpromenade in Kadiköy

Modern Istanbul (im Hintergrund liegt ein Kreuzfahrtschiff)

Modern Istanbul

wunderschöne alte Platanen am Bosporus



am Wegesrand entdeckt

Ein echtes Erlebnis sowie das Gefühl, nicht ganz so touristisch unterwegs zu sein, bescherte uns unser Salsaabend. Wir hatten im Internet eine kleine Kubanisch-Salsa-Truppe, gefunden, die sich wohl jeden Sonntag in einer Bar im Taksim-Viertel trifft. Als wir dort ankamen, wurden wir gleich von Aylin, der Tanzlehrerin, begrüßt und herzlich in der Runde aufgenommen. Ralf ist ja passionierter Salsa-Tänzer und kommt daher überall gut zurecht, aber sogar ich hatte an diesem Abend viele schöne Tänze, obwohl ich Salsa nicht besonders gut kann. Abenteuerlich war dann der Rückweg, wir stiegen irgendwo im Nirgendwo im Vertrauen auf maps.google um, aber es klappte alles...





Salsa Cubana in Istanbul

Warten an einer Haltestelle, nachts mitten im nirgendwo


Im Hostel in Kadiköy fühlten wir uns sehr wohl. Es gab eine gut ausgestattete saubere Gemeinschaftsküche und einen schönen Garten, wo wir auch immer mal mit anderen Gästen ins Gespräch kamen. Wir waren abseits des Trubels und dennoch war die Fähre in 5 Minuten zu Fuß erreichbar. 

Auch für den Nachtbus nach Kappadokien gab es einen Shuttle ganz in der Nähe. Wir verabschiedeten uns also für vermeintlich sehr lange Zeit (oder immer) von Istanbul, aber Ihr wisst ja, wie das ausging...
Von Kappadokien aus, fuhren wir über Ankara, weil dies auf der Strecke lag und wir nicht noch einmal eine so lange Busfahrt unternehmen wollten, zurück nach Istanbul.

Thema Straßenhunde

Schon an der ersten türkischen Raststätte bei unserer Anreise mit dem Bus fielen uns die riesigen Hunde auf, die dort überall herumlagen/-liefen. Auch auf den Straßen von Kadiköy waren sie überall vertreten. Gaby schickte uns einen Nachrichtenlink, dem wir entnahmen, dass gerade aktuell darüber entschieden werden sollte, ob die Hunde mehrheitlich eingeschläfert werden sollten, sofern sie kein Frauchen oder Herrchen fanden. Dagegen gab es seitens der Bevölkerung Proteste. Wir beobachteten oft, dass die Hunde gestreichelt wurden oder ihnen Wasser hingestellt wurde. Ein ähnliches Problem gab es auch mit Katzen. Denen wurde überall Futter hingestellt.

Aushang an einer Strassenecke (übersetzt)


Ralf und die Katzen



Ankara

Der Zwischenstopp in Ankara sollte vor allem der Erholung, dem Sachen ordnen und Blog schreiben dienen. Leider war das Hostel nicht sonderlich  dazu angetan. Es lag an einer irre lauten Kreuzung, unser Zimmer im ersten Stock direkt gegenüber, die Gemeinschaftsküche war gruselig. Wenigstens der Außenbereich war ganz okay. 

Und wir befanden uns direkt neben der Kocatepe-Moschee. Diese Moschee wurde erst 1987 fertiggestellt. Zu ihrer Finanzierung wurde ein Einkaufszentrum im Untergeschoss gebaut. Dieses steht inzwischen aber komplett leer und ist dem Verfall preisgegeben. Ein paar Cafés der Anlage haben jedoch überlebt und so fanden wir einen lauschigen Frühstücksplatz an dem wir ein fulminantes türkisches Frühstück mit einer ganzen Kanne türkischem Tee (eigentlich sogar zwei Kannen: eine Kanne Teeextrakt und eine Kanne Heißwasser übereinander) serviert bekamen, eine Oase der Ruhe.

Kocatepe-Moschee am Abend

Kocatepe-Moschee im Inneren

 türkisches Frühstück


Auch in der Moschee fanden wir Ruhe und Entspannung. Im Gegensatz zur Blauen Moschee in Istanbul hatten wir diese hier fast für uns allein. Ralf wurde von den wenigen Männern, die wir trafen, freundlich mit "Merhaba" gegrüßt. Es war ein sehr erhabenes und ergreifendes Gefühl, in der Moschee zu sitzen.

Wir spazierten in die umliegenden Parks, wo wir auch die Sportgeräte nutzten, um uns fit zu halten. Wir beobachteten hier auch "andere ältere Menschen", die auf extra angelegten farbig markierten Bahnen ihre Runden gingen und  abschließend an den Geräten übten oder sich massierten.

Wir machten auch einen Ausflug zur Zitadelle, von der aus wir einen schönen Ausblick auf die Stadt genießen konnten. Beinahe interessanter war das Treiben am Fuße der Zitadelle. Schmale Gassen mit dickem Verkehr in denen alle möglichen Waren gehandelt wurden: Stoffe, Kleidung, Schrauben, Gartengeräte, Essen....einfach Alles.

Auf dem Weg zur Zitadelle

Straße der Stoffhändler

Zitadelle Ankara

Blick auf Ankara

Kaffee mit herrlicher Aussicht 

Insgesamt kam uns Ankara - wir können hier nur von dem Altstadtteil sprechen, den moderneren Teil haben wir nur angekratzt, irgendwie normaler vor, entspannter, weniger aufgehübscht, türkischer?, es lässt sich schlecht beschreiben.

Im Hostel lernten wir ein Paar aus der, im letzten Jahr vom Erdbeben zerstörten, Region um Adana kennen. Sie hatten Ihr zu Hause verloren und arbeiteten jetzt in Ankara. Sie berichteten, dass die Regierung rein gar nichts für die Erdbebenopfer getan habe. Was sollten wir darauf entgegnen? Wir wünschten Ihnen alles Glück der Welt, aber das kam uns beinahe zynisch vor. Einmal mehr wurde uns unser privilegierter Status bewusst.

Die Rückfahrt nach Istanbul traten wir dann bei Tag an. Die Fahrt war sehr angenehm und wir bestaunten die Berge und Seen, die an uns vorbeizogen. Wir erreichten Istanbul von Norden aus und fuhren eine ganze Zeit durch die grünen Wälder dort.

Istanbul 2

Wir  wollten zumindest nochmal ein anderes Viertel genauer erkunden und hatten uns für ein Hostel im Haupttouristengebiet entschieden, welches mit einer Dachterrasse und guter Atmosphäre lockte. Das war nicht zuviel versprochen. Das Team war außerordentlich freundlich und hilfsbereit, wir konnten auf der Dachterrasse frühstücken und relaxen und am Abend wurde ein selbst gekochtes Dinner angeboten, dass wir meist zusammen mit dem Staff genossen. Wir trafen Reisende aus aller Welt. Ich stellte mir vor, wie es für die Einheimischen sein muss, jeden Tag Leute um sich zu haben, die von den Highlights ihrer Reisen erzählen (weltweit) und kam mir ein wenig "komisch" vor. So gab es einen Deutschen, der seine langen Wochenenden nutzt, um überall hin zu fliegen und eine Kolumbianerin, die das Reisen zu ihrem Beruf gemacht hat, indem sie Orte erkundet und dann Kolumbianer an die schönsten Plätze begleitet. An unserem letzten Abend gab es als besonderes Extra sogar ein kostenfreies Dinner.

Ich nutzte den zusätzlichen Aufenthalt, um das Museum für moderne Kunst zu besuchen. Es hatte einige Bilder, die ich gleich liebte sowie eine interessante Dachterrasse und befand sich zudem direkt am Bosporus. 

Dachterrasse des Modern Art Museums


Selma Gürbitz: Selbstporträt


Spiel mit dem Licht: meine bunten Schatten


An einem Abend sahen wir uns den Sonnenuntergang von der Dachterrasse des Seven-Hills-Hotels an. Wir wußten, dass es kein Geheimtipp mehr war, aber das hatten wir uns nicht vorgestellt: Es gab einen Bereich ohne Mobiliar, der direkt fürs Schauen und vor allem fürs Fotografieren gedacht war. Dazu wurden außerdem extra Fischrestehäppchen zum Anfüttern der Möwen bereitgestellt. Man konnte dorthin auch ohne etwas zu bestellen, was auch viele taten. Ich empfand es als unhöflich, sodass wir uns wenigstens ein Getränk leisteten. Die Kellner bedankten sich überschwänglich. Ich hätte nicht mit ihnen tauschen wollen...


"bedienter Kellner" auf der Terrasse des Seven-Hill-Hotels


auch wir machten noch ein Foto mit der Hagia Sophia im Hintergrund

Außerdem holten wir noch die Baklava-Verkostung nach, sehr lecker, aber wie erwartet extrem süß. Wir fühlten uns schon ziemlich heimisch, fragten auch mal nach Preisen für die hübschen Lampen hier. Wir erkundeten auch den Weg zum Flugplatz. Ich versuchte noch einmal, einen Platz nahe der Hagia-Sophia zu finden, an dem ich in Ruhe wahrnehmen und malen könnte. Es endete wieder damit, dass ich die vielen Menschen beobachtete, was allerdings auch Spaß machte. So verging die Zeit und schon stand unser Abflug nach Bali bevor.








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